Soundwalk Collective with Patti Smith ‎- The Peyote Dance

von am 14. Mai 2019 in Album

Soundwalk Collective with Patti Smith ‎- The Peyote Dance

Sieben Jahre nach Banga und immerhin drei nach Killer Road, der ersten Zusammenarbeit mit dem Soundwalk Collective, kündigt Patti Smith gleich eine ganze Kooperations-Trilogie mit dem Experimentalmusik-Duo an. Dabei ist doch bereits The Peyote Dance ein wenig berauschender Trip, eher dösend als tanzend.

Warum es sich (beinahe und nahezu ausnahmslos) lohnt diese tonale Interpretation von Antonin Artauda Schriften, die nach einem Besuch der Rarámuri in der Sierra Tarahumara von Mexico im Jahr 1936 entstanden waren, durchzustehen, lässt sich auf knapp sieben Minuten herunterbrechen. Im von Smith alleine geschriebenen Ivry frönen die 72 jährige Legende und das experimentelle Duo aus Manhattan mit nett-lockererm Saiteninstrument in der Abendsonne einem entspannten Kleinod von einem Song, der alleine durch die gewichtige Gesangsstimme von Smith eine einnehmende Gravitation entwickelt und mit ihrer schieren Präsenz fesselt, beeindruckt.
Diese absolut frech auf die falsche Fährte führende Vorabsingle ist jedoch keineswegs repräsentativ für das alleine mit kultur-authentischem Instrumentarium eingespielte The Peyote Dance im Ganzen. Mit The New Revelations of Being gibt es schließlich sonst nur noch eine weitere vage Annäherung an konventionellere Song-Ahnungen, wenn die Türen der Wahrnehmung sich einer Melodie-Ahnung öffnen, als würde John Cale den Geist von Lou Reed auf ziellose Odysseen schicken.

Drumherum (und zwischen der von Gael García Bernal mexikanisch erzählten Klammer aus Una Nota Sobre El Peyote und Basalówala Aminá Ralámuli Paísila) ist The Peyote Dance allerdings eine strukturlose Collage aus schamanenhaft nachhallenden Spoken Word-Halluzinationen, kontemplativen Stammesrhythmen, psychedelischen Schatzierungen und losen Field Recordings. In etwa so, als würden sich die Master Musicians of Bukkake versuchen zu den Soundtrackarbeiten von Nick Cave in Trance zu versetzen, während Smith in Alienation And Black Magic zum Medizinfrau-Rant ansetzt, auch über „urinary camphor from the bulge of a dead vagina“ schwadroniert und sich so durch bewusstseinserweiternd-prätentiöse Erzählungen rezitiert.
Irgendwann bimmelt ein Windspiel, später kräht ein Raabe, gegen Ende liebäugeln einige Nummern mit summenden Gesangsansätzen, drehen aber doch lieber ab, bevor es spannend werden könnte. Und das obwohl wahllos vorbeiplätschernde Elemente wie etwa die dissonante Warren Ellis‘eske-Viola in Tutuguri: The Rite Of The Black Sun oder die rhythmisch martialischer werdenden Tribal-Percussion in Tutuguri: The Rite Of Black Night alleine die Aufmerksamkeitsspanne nicht fesseln. Die angestrebte imaginative Tiefenwirkung mutet durch die mystisch verklärte Improvisation deswegen auch wie ein niemals etnologischer Zugriff auf die Materie bekommender Kulturtrip an, der bornierte Kunstfertigkeit zu oft über Emotionalität stellt.

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