Soul Glo – DisNigga Vol. 1

von am 5. März 2021 in EP

Soul Glo – DisNigga Vol. 1

Nur wenige Monate nach dem famosen Songs to Yeet at the Sun legt das Quartett aus Philadelphia mit einer weiteren EP nach: DisNigga Vol. 1 spaukt drei impulsive Momentaufnahmen vor die Flinte von Soul Glo.

Die größte Schwachstelle des 2020 eine verdiente Menge an Aufmerksamkeit generierenden Secret Voice-Einstandes war das nicht wirklich kohärent eingefügte Hip Hop-Herz inmitten eines bis zum Death schielenden Hardcore-Ausbruchs. Insofern justieren Soul Glo hier nun mit radikalem Ansatz nach: Das stilistische Spektrum auf DisNigga Vol. 1  ist über seine mosaikartig vorbeirauschenden Songs noch ergiebiger ausgedehnt worden – wer da Elemente von Screamo über Rap bis hin zum Industrial zu hören meint, liegt wohl nicht vollends daneben.

Fl Style Permz experimentiert als Hip Hop mit rasselnder Trap-Rasseln und Dizzee-Quäken, schrammt nervös wummernde Subbass-Beats und eine schmutzige Death Grips-Ästhetik, kaputt und doch bestimmt. Rolling Loud, Hear Me Cry übernimmt die Staffel als räudiger, schnell riffender Punk, leidend und beißend, das Tempo manisch zur Heaviness korrigierend, letztendlich gar regelrecht breitbeinig rockend im DIY-Style. Screamo del Barrio shakt dagegen zum tanzbaren Rhythmus und den spanischen Vocals von Juanchizeta, bäumt sich dann dramatisch drangsalierend auf, kippt in manischen Schüben in die Post Hardcore-Fiebrigkeit mit FugaziMelodien in den Gitarren über einem malmenden Bass-Schlagzeug-Gespann, dass ein Glassjaw’eskes Finale ermöglicht.

Das funktioniert am Stück gerade deswegen toll, weil das Sammelsurium DisNigga Vol. 1 als Gesamtes schlüssig aufgeht, der Fluss homogener ist, als das mittig zersprengte Material auf Songs to Yeet at the Sun, die unterschiedlichen Einflüsse allgegenwärtiger verstreut wurden und nicht derart plötzlich und abrupt konzentriert fokussieren, die Interessen also ohne Brüche natürlicher variieren und organischer der Auslage wechseln – jede Richtungsänderung passiert wie selbstverständlich und wird auch durch den unprätentiösen, regelrecht krachig hingeworfenen Sound gerahmt.
Dass das Songmaterial an sich dabei nicht die individuelle Prägnanz und Stärke der 2020er-Kompositionen hat und primär ästhetisch hängen bleibt, ist kein Beinbruch: Soul Glo bleiben eine der spannendsten, direktesten Bands der Szene – und Vol. 2 lässt hoffentlich nicht zu lange auf sich warten.

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