Softcult – Heaven

von am 26. Mai 2024 in EP

Softcult – Heaven

Heaven ist nach Year of the Rat (2021), Year of the Snake (2022) und See You in the Dark (2023) bereits die vierte tolle EP in ebenso vielen Jahren: Softcult haben ihre Erfolgsformel (und vor allem ihr Erfolgsformat!) gefunden, warum also was ändern?

Wobei die Kanadier ihr als Riotgaze firmierendes Amalgam aus Shoegaze, Dream Pop, Alternative Rock auf Heaven vielleicht doch eine Spur ausgewogener anlegen, als auf den drei Vorgänger-Kurzformaten oder den beiden dazwischen eingestreuten Nirvana-Coversongs Been a Son und Frances Farmer Will Have Her Revenge on Seattle. Was durchaus auf dem konzeptuellen Hintergrund fußen könnte: „This EP has an underlying theme, although the songs themselves may seem eclectic and wide-ranging. We wanted to write about the contradictions within our society, what an ideal world looks like, and how close or far we are from achieving that reality.
Dass die Texte die Wirkungsweise von Heaven nicht primär in den Status einer politische Band heben – egal.

Die Gesangharmonien der Zwillingsschwestern Mercedes Arn-Horn (vocals, guitar) und Phoenix Arn-Horn (vocals, drums) sind jedenfalls zauberhaft und vor allem Spiralling Out (mit seiner grungigen 90er Pop-Nonchalance und bittersüß nostalgischen Niedlichkeit) sowie Shortest Fuse (als aus der Zeit gefallener Indie Rock mit flächigen Texturen) bieten sich als zugängliche Singles an, wo das Pacing und Sequencing von Heaven drumherum wirklich fein arrangiert wurde.
Das verträumt tänzelnde Haunt You Still gibt sich locker und luftig schimmernd und fasert hinten raus astral aus, wo One of the Pack knackiger rockt. 9 Circles fließt elegischer in Trance entschleunigt und erhebt sich immer wieder sanft, während der Titeltrack auf einer ähnlich ambienten Basis in kontemplativem Tempo den Rausch seiner Gitarren nur andeutet – live wird das sicher exzessiver zelebriert, auf Platte bleibt man etwas inkonsequent und unverbindlich.

Ansonsten gilt: Wie üblich tolles, ausfallfreies Songwriting, der Sinn für Ästhetik und eine die Atmosphäre vertiefende, kräftige Konturen dahinter besorgende Performance halten über 23 Minuten das Niveau der bisherigen EPs weitestgehend, variieren die Dynamik auf Sicht aber eben in den Nuancen ein wenig vielseitiger und interessanter – Fans von Konsorten wie Grivo sollten jedenfalls weiterhin eine erfüllende Freude daran haben, wie das Courage My Love-Duo die vermeintliche Auszeit seiner Stammband auch ohne herausragende Übersongs nutzt, um nichts falsch zu machen.

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