Soccer Mommy – Karaoke Night
Soccer Mommy Sophie Allison feiert ihre eigene kleine Karaoke Night und verneigt sich vor Songs – oder: alten Bekannten ihrer Live-Setlisten – von Pavement, Texas, Slowdive, Taylor Swift und R.E.M..
Alle Interpretationen bleiben dabei von Here und Soak Up the Sun weg nahe am Original, werden aber durch die „chill but kinda sad“-Signaturen von Soccer Mommy doch merklich geprägt, indem die die Songs als leicht bratzende, dezent von Synthies beschienenen Indie Rock gespielt werden – unaufgeregt zurückgelehnt, aber mit Drive, stets ein wenig bekümert. Allison behält ein Gefühl von Einsamkeit, als wäre die Karaoke Bar spät nachts verlassen, doch alle hemmenden Gefühle von Scham oder Zurückhaltung sind trotz einer schüchtern bleibenden Nicht-Unsicherheit in einer bescheiden bleibenden Zuneigung und Leidenschaft aufgegangen. Geschmeidig steigt die verträumte Lethargie auf die Verstärker, lässt die Gitarren in getragener Stimmung der Melancholie sogar ansatzweise heulen, das verletzliche Timbre jedoch niemals konterkarierend.
In Dagger schrammelt eine kontemplative Soccer Mommy elegisch über den sanft dröhnenden Ambient-Teppich und sorgt dabei für ein die Gesamt-Dynamik der EP schön ausbalancierendes Sequencing, an dessen Ende Losing My Religion als traurige Introvertiertheit entschleunigt sich zwar ein bisschen zieht, aber einen eigentlich unmöglich vorteilhaft coverbaren Song durchaus charismatische eigene Seite beimengt.
Dazwischen kickt I’m Only Me When I’m With You ein wenig weiter vom Country zur latent heroischen Tanzfläche – und das ist im besten Sinne nett. Denn wo das gängige Klischee ja beinahe verlangt, dass eine Karaoke Night im Spannungsfeld aus Überwindung, Selbstironie und pseudoüberrschend bauchpinselnder Handwerks-Demonstration stattfindet, tun diese 23 Minuten nichts davon – sondern funktionieren einfach einnehmend mit authentischer, unspektakulärer Hingabe.
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