Soastasphrenas – Moirae

von am 30. September 2023 in Album, Heavy Rotation

Soastasphrenas – Moirae

Ein praktisch bereits direkt mit dem Jahreswechsel serviertes Instant-Emoviolence-Highlight: Soastasphrenas peitschen auf ihrem Debütalbum Moirae durch eine Achterbahnfahrt aus suizidalem Nihilismus  und exzessiver Wiedergeburt.

Eingeweihte fiebern dem ersten Langspieler des Quartetts, dem der frenetische Ruf einer furiosen Live-Macht vorauseilt, ja schon länger ziemlich hart entgegen. Doch auch ohne die Berliner auf der Rechnung gehabt (und ein Quasi-Silvester-Feuerwerk bisher übersehen) zu haben, kann man sich diesen im Sturm nehmenden 22 Minuten kaum entziehen. Denn so bestechend das Skramz-Jahr bisher auch sowieso läuft, markiert das früh erschienene Moirae durchaus eine veritable Szene-Messlatte für 2023.
Wo die Unterteilung in zehn Tracks oft nur theoretischer Natur ist, und sich Moirae über weite Strecken eher wie ein durchgängiger Fluss in seinen Rausch spielt, schafft die Band es nämlich, ihre emotionale Verzweiflung in ebenso unmittelbare, wie klug konstruierte, variable Songs zu formen, die impulsiv hetzen, ohne kopflos zu wirken; die stets ihren Instinkten trauen, wenn es um  Existenzialismus in kasteiender Konsequenz geht, einen vielschichtigen Ansatz forcieren, um die Finger stets in die Wunde namens Lebens zu legen.

Moment after moment/ frequent thoughts of suicide“ skandiert Sänger Nate irgendwann in diesem Amalgam, das von Ikonen wie Orchid, pg.99 oder Saetia ebenso viel gelernt hat, wie von der Melodik früher Touché Amoré – nur um dem manisch-depressiven Wahn immer wieder Momenten des klaren Durchatmens zu geben, eine postrockige Nachdenklichkeit, die musikalisch eher an die Slint’eske 90er Liebe von Deathcrash denken lässt (etwa in Solace).
In einem Chaos aus purer Energie eskaliert der Screamo so mit rauen Kanten und ballert, scheppert auch der Sound als elementarer Aspekt der physischen Abreibung, implementiert aggressive, harsche, harte Hardcore-Aspekte in spastische Strukturen und eine unberechenbare Katharsisis.

Dynamisch in seiner rasenden Radikalität werden selbst nachdenkliche Passagen mit dissonant verstörenden Zwischenspielen wie Eleventh Hour ausbalancierend, nachdem ein Asleep As You Recover als Highlight gar hymnisch antreibt. In Shed My Skin kommen harmonische Elemente in Griffweite, werden aber letztlich im Fleischwolf gemetzelt, wo auch A Suffering Spirit Proves the Heart Still Beats for a Purpose im Irrsinn des eskalierenden Ringelspiels der Tobsucht frönt, sich erst This Cycle Keeps Me Alive sammelt.
Zu mehr als der Summe seiner Einzelteile werdend, gibt es Moirae dabei genau genommen wenig vorzuwerfen – die subjektiv empfundenen vermeintlichen Mankos sind eher abstrakter Natur: wirklich originäre, gar ikonische Szenen ragen aus dem Ganzen nur ansatzweise heraus, zumal man stets das Gefühl hat, dass die Band noch nie wirklich an ihren Leistungsgrenzen agiert, sich selbst in absehbarer Zukunft wohl noch selbst toppen wird, da geht einfach spürbar noch mehr! – und da muss insofern einfach Spielraum bei der Bewertung bleiben.

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