Snow Patrol – The Forest Is The Path

von am 14. September 2024 in Album

Snow Patrol – The Forest Is The Path

Snow Patrol bürgen mit The Forest Is the Path einmal mehr für überdurchschnittlich soliden Alternative Rock. Auch, wenn sie Hollywood mittlerweile nicht mehr die ganz großen Hymnen anzubieten haben.

Als vielleicht unwahrscheinlichster Blockbuster-Lieferant des vorletzten Jahrzehnts hat Gary Lightbody darauf verzichte, die Essenz seiner Band, nachdem die überlebensgroßen Stadien-Gesten nicht mehr gelingen wollten, im geschmacklosen Pop-Windschatten von Coldplay derart anbiedernd zu verändern, dass man zumindest am Puls der Zeit blieb: Snow Patrol schreiben unbeirrbar weiterhin Snow Patrol-Songs. Nur nun eben wieder ein paar Ligen unter Chaisng Cars, Run und Co.
Eine Entscheidung, die sich nun mit The Forest Is the Path, mehr noch als schon auf dem Vorgänger Wildness, alleine durch eine gewisse authentische Bodenständigkeit auszahlt. Mehr noch: Diese Beharrlichkeit belohnend sich nun sogar im flächendeckend überzeugendsten Songwriting seit Eyes Open, selbst wenn diesmal im Konkreten keine ergreifende Schönheit vom Kaliber eines What If This Is All the Love You Ever Get? gelingen will.

This is not a love song/ I’m just checking that your light’s still on/ I just wanna feel like I belong/ But I don’t know where I am“ eröffnet All den Reigen als gefühlvoll aufgebauter Pathos abgedämpft um seine Hook kreisend, als Melodram aus der Intimität geboren, und gibt damit spätestens dann den Weg der Platte vor, wenn Lightbody erkennt “ So I guess this is a love song after all/ I think I might have lied before, I don’t recall/ And they say that pride, it comes before the fall/ But so does silence, dear.
Sechs Jahre, nachdem Wildness den 48 jährigen Nordiren mit seiner besiegten Alkoholsucht aussöhnte, ist The Forest Is the Path nun die Plattform, um gescheiterte Beziehungen im Rückblick aufzuarbeiten und sich im Reinen damit zu zeigen, seit gut einem Jahrzehnt Single zu sein: „There’s so much love in my heart for so many things. And more importantly, so many people. But romantic love is not fizzing in me right this minute, or for the last however many years.sagt Lightbody – und sieht darin nur einen Grund mehr, die Perspektive seiner Band nicht vom zwischenmenschlichen Fokus zu entfernen.

And if I made a mess of everything, dear/ By being scared of what you give me/ I am sorry unequivocally/ I just don’t know how to love“ heißt es deswegen etwa in The Beginning symptomatisch für das textlich wahrscheinlich schonungsloseste Snow Patrol-Album bisher, während Lightbody das mit den erbarmend-erhebenden Ohrwürmern für gefühlvolle Abspänne immer noch kann.
In These Lies, einer fragil dem Minimalismus verpflichteten Klavierballade und weiterem Schlüssel-Track der Platte, singt er dann „I’m not gonna lie to you anymore/ After these lies, then no more/ I never really loved you at all/ So just walk away and don’t ever call/ Your kiss, it never brought me to my knees/ I didn’t ache for you till my heart would cease/ …/  Cause yes, I am fine and I’m finally clеarer/ To understand what it is to be nеarer/ And that love is just pain in reverse/ And all these lies are mine/ And they’re the only thing that’s fine.
Zeilen, die in gewisser Hinsicht auch insofern auf das Wesen von The Forest Is The Path zutreffen, weil man eine unmittelbare Zuneigung für das Werk spürt, es mag und gerne in seiner Gesellschaft ist – ein wirklich ergreifendes, überwältigendes Momentum des verliebten Rausches sich aber nicht einstellen will.
Das durchhaltende Everything’s Here and Nothing’s Lost weiß, dass eben doch das gewisse Etwas fehlt, Your Heart Home folgt dem U2-Playbook ein bisschen zu harmlos, nur damit This is the Sound of Your Voice nach Innen gerichtet zum Instant-Liebling wird, der nach oben in den Sternenhimmel blickend das Feuerzeug schwofen lässt.

Exemplarisch auch, dass das zügiger rockende Hold Me in the Fire mit seinem treibenden Abgang sowie das im Synth-Schimmern den Schwung mitnehmende Years That Fall die Dynamik des Albumflusses als solide Standards gekonnt ankurbeln, nur damit das den Ball flach haltende, geduldig pochend die Spannungen aufbauende Never Really Tire sich dann viel zu träge löst, wo auch auch kein kitschiger Arena-Chor mehr Begeisterung wecken kann. Ausfälle gibt es diesmal aber keine – und das grundlegende Niveau ist hoch wie lange nicht.
Die ruhige Schlussphase um das ätherisch erwachende What If Nothing Breaks? und die anmutige Tasten-Acoustic-Einkehr Talking About Hope läuft wiederum auf ein Titelsong-Finale zu, das Understatement mit Aufbruchstimmung gleichsetzt, jedoch auf Platte ein laues Lüftchen bleibt – mit dem Versprechen, dass loyale Fans dies live derart honorieren werden, um für den nötigen Nachdruck zu sorgen.
Wichtiger aber ist wohl ohnedies, dass Lightbody für sich selbst den Klimax gefunden hat, der in seinem Privatleben den Knopf aufgehen lassen könnte – gerade, weil am Ende Fragen bleiben: „Why does your love feel like heartbreak?/ Why does your love finish every thought I have?/ Every song sounds like an earthquake/ Every word cuts through this endless forest like a path.

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