Snow Patrol – Reworked (EP2)
Die zweite – und wie man nun weiß: keineswegs finale – Tranche der zum Jubiläum veranstalteten Reworked-Serie von Snow Patrol gelingt leider nicht derart überzeugend, wie es die erste EP noch vor wenigen Wochen tat. Was so schon okay geht.
Weniger okay: Während sich das Reworked-Projekt mittlerweile ja nicht nur auf eine entsprechende Tour ausgeweitet hat, sondern nun auch noch eine gleichnamige Best of-Platte mit sich bringen wird – übrigens bereits die dritte Werkschau-Compilation der Band, wenn auch diesmal mit dem Zusatz „Reimagining the Back Catalogue & Greatest Hits“ versehen – darf man sich aktuell mangels einer verfügbaren Trackliste dieses folgenden Werks durchaus bereits fragen, welche Relevanz die beiden jüngeren EPs rückwirkend überhaupt noch haben werden.
Fest steht hingegen, dass Part 2 der vielleicht ohnedies obsoleten Kurzformat-Serie sich nicht so essentiell einschmeichelt, wie die vorangegangene erste Songsammlung. Was im direkten Vergleich sowohl an der Qualität des einen neuen Songs, wie auch an jener der drei überarbeiteten Veteranen-Kompositionen liegt.
I Think of Home ist dabei eine textlich durchaus herzerwärmende Liebeserklärung an Irland geworden, die in Erinnerungen durch Belfast und Derry schwelgt, nostalgisch und kontemplativ: „To know it all when we knew none/ Those days we walked the streets of Belfast/ Like our kingdom come had come/ …/ My father yelling points of interest/ Us naughty kids just rolled our eyes/ The punched out teeth of Irish history/ Mistakes were made, let’s leave it there/ But there’s one thing we can all agree on/ There’s beauty north, south, east, and west/ …/ I think of home, I often do/ You gotta know I love you now/ In this light, how could I not?“
Eine Nummer, die Snow Patrol so ganz ohne Kalkül bei der Entgegennahme des Legend Award spielen können. Schade aber, dass sich die Band einige zu zeitgeistaffine Synthiekniffe im Hintergrund der unaufgeregten Komposition nicht verkneifen konnten, während die dennoch nette Nummer letztendlich zu spannungslos und belangslos plätschert, emotional niemals restlos aufwühlend packt.
Ähnlich schwierig ist die Situation bei den neuen Versionen bekannter Songs – die allesamt bereits mit der Ambivalenz des Ausgangsmaterials zu kämpfen haben. In der Schiene von I Think of Home schafft es Called Out In The Dark die vergleichsweise pumpende Synthrock-Kante des Originals vollkommen harmlos weichzuspülen, ist allerdings in Relation angenehmer zu hören, bevor Heal Me durchaus einnehmend agiert, still gezupft und ruhig stampfend eher auf die erste Reworked EP gepasst hätte, spätestens mit seinen ätherisch beschwörenden Harmonien und Melodien zudem vage wie eine schüchterne B-Seite von Elbow anmutet.
Auch für Take Back the City ist dies neben einem Vanessa Carlton–Piano assoziativ die erste Referenz. Und natürlich gewinnt die hier aufgefahrene entschleunigte Variation trotz der gallig im Hintergrund lauernden Keyboard-Texturen gegen die unappetitliche Penetranz der regulären Studioversion – alleine schon, weil der Reiz bei derart prominenten Vertretern der Diskografie für neue Interpretationen höher ausfällt.
Wirklich interessant ist es deswegen allerdings noch nicht, Snow Patrol kaum zwingende fünf Minuten lang in ihrer neuen Wohlfühlzone samt vorsichtigen Gospel-Vibes zu beobachten. Was das für Rückschlüsse auf das hierauf aufbauende Werschau-Album zulassen wird, muss sich freilich erst zeigen – das Momentum (und auch die unerwartete Vorfreude auf den Langspieler) bekommt jedenfalls einen Dämpfer, wo eine (nicht gerade kreative, aber) gut begonnene Idee bereits jetzt latente Abnutzungserscheinungen, aber für den Hintergrund zumindest kein aufdringliches, störendes Schmerzpotential zeigt.
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