Slipknot – Adderall
Merkwürdige Zeiten im Slipknot-Lager: Langzeit-Mitglied Craig Jones ist offenbar gegangen (worden?), dazu wurde eine ominöse Website mit diffusem Soundtrack online gestellt, während die Relevanz der zeitgleich erschienenen Adderall EP eher zu hinterfragen ist.
Verstehen muß man diese Veröffentlichung-Strategie nicht, dreht sich nach der in der Luft hängen gelassenen Single Bone Church nun also 20 Minuten noch einmal alles um den ebenso tollen, wie (ob seiner stilistisch eher an an Queens of the Stone Age denn klassische Slipknot-Trademarks erinnernden,) polarisierenden The End, So Far-Opener Adderall.
Leider macht auch das auf zur EP aufgeblasen servierte Material nicht unbedingt schlauer, weswegen Corey Taylor und Clown Grahan (respektive ihre derzeitigen Erfüllungsgehilfen) einen interessanten Mehrwert in diesen fünf Stücken erkannt haben zu glauben – oder zumindest, warum man sie unter dem EP-Banner veröffentlichen musste. (Gut, diese relativ faulen Adaptionen mit geringer Bandbreite am Record Store Day als schale Cashgrab-Frechheit rauszuhauen, wäre naheliegend gewesen – sie nur digital vorzulegen, hat einen verwunderlich fanfreundlichen Beigeschmack).
Death March ist defacto jedenfalls nur ein neuer Name für das nunmehr separierte, düster dräuende Ambient-Intro von Adderall, das direkt in (das durch den Titel wohl selbsterklärende) Adderall (No Intro) überleitet – ein Track-Cut, mehr ist da nicht. Wer zukünftig 64 Sekunden Atmosphärearbeit sparen (oder alleinestehend genießen) will, weiß das insofern womöglich zu schätzen, doch diesen bestenfalls als netten Bonus-Material-Taschenspielertrick durchgehenden Job als elementaren EP-Beweggrund in den Ring zu werden, ist freilich absurd.
Apropos: Red or Redder ist ein delirant-redundant aus dem restlichen Kontext fallendes und willkürlich eingefügt scheinendes Zwischenspiel, bevor Adderall (Instrumental) – nomen est omen, freilich! – dann, quasi als sinnbildlich auf den Punkt gebrachtes Spiegelbild der EP-Essenz die unaufgeregte Eleganz der Nummer ohne Gesang schwelgt, ohne Corey sogar tatsächlich tiefer in die Stimmung eintauchen lässt. Denn, nur um das festzuhalten: schlecht ist das alles keineswegs – nur eben ohne Fanbrille irgendwie ziemlich unnötig.
Dass die EP nicht einer vollkommen sinnfreien Überdosis gleichkommt, liegt dann alleine an Adderall (Rough Demo) (das mehr am ambienten Industrial wummert, und Teile des Pianos wie ein unter Strom stehendes Cembalo synthetisiert, während der Drive ohne Schlagzeug durch sedative pulsierende Wellen entsteht). Und auch die Reznor‘n‘Ross‘sche Themen-Variation Hard to Be Here kann man sphärischer durchgehen lassen – selbst wenn der Closer praktisch keine neuen Facetten des auf dieser EP viermal leidlich variabel und nur sehr bedingt inspiriert wiedergekauten Songs freilegt. (Diese beiden Stücke gemeinsam mit der Instrumental-Variante hätten als Alternative Version-Tripple in Form einer Single übrigens einen weitaus stimmigeren, effektiveren Eindruck des Projekts vermittelt.)
An ähnlich geartete, heute einen legendären Ruf genießende Remix-Arbeiten der Nine Inch Nails kommt Adderall jedoch auch in diesen positiv vermerkten Phasen nicht heran. Zumindest aber dämpfen sie die Verwunderung über eine offensichtlich orientierungslose Zeit im Maggot-Universum samt äußerst ambivalenter Veröffentlichungen wie dieser. Die knappe Aufwertung zwischen den Punkten gibt es dennoch (bar jeglicher objektiver Logik) – weil es erstaunlich ist, dass all diese minimal verschobenen Perspektiven auf Adderall letztendlich nicht übersättigen und damit gewissermaßen beweisen, welch unkaputtbare Komposition Slipknot da grundlegend abgeliefert haben.
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