Sleigh Bells – Reign of Terror
Dem schwierigen zweiten Album begegnen Sleigh Bells mit einem 37minütigen Crowd-Pleaser: ‚Reign of Terror‘ macht nahtlos dort weiter, wo ‚Treats‘ seinen Endpunkt gefunden hat. Nur die großen Hits, die sparen sie diesmal aus.
Der Ausgangspunkt für Alexis Krauss und Derek E Miller ist augenscheinlich ein dankbarer: ‚Treats‚ war zusammengeschraubt aus im Metal geborenen, abgehackten Riffs, hart akzentuierten Schlagzeugen und zuckersüßen Popmelodien. Das eine Hälfte des Noise-Pop Duos mal bei Poison the Well Hardcore gespielt hat, hörte man ebenso, wie dass die andere bei Nickelodeon in den Kamera winkte. Elfmal am Stück hat das hochexplosive Gemisch Chearleaderformationen rund um den Globus die Schweißperlen ins Gesicht getrieben und den Loudness War im Alleingang zu gewinnen versuchtet, während der Feuilleton auszuflippen drohte. Ob des spartanischen Soundgerüsts und etwaiger Ankündigungen durfte man mutmaßen, dass der Nachfolger jede noch so geringe Bereicherung im minimal ausstaffierten Instrumentenkosmos der Band eine willkommene Gelegenheit sein würde, das so schwierige zweite Album ohne gravierenden Aufwand als Weiterentwicklung zum Debüt zu stilisieren.
Mit der Lupe finden sich so in ‚D.O.A‚ ein Schlagzeug, dessen digitale Bassdrums ausnahmsweise nicht einem Tritt in die Magengrube gleich kommt und tatsächlich als sanft durchgehen darf. Dazu die finalen Keyboardeffekte im effektbeladenen Stomper ‚Crush‚, die auch gut aus einem Nintendo Produkt Anfang der Neunziger ausgebaut worden sein könnten. Ansonsten: Fehlanzeige. Sleigh Bells haben oberflächlich betrachtet das selbe Album noch einmal aufgenommen, alles da: Der unterschwellig bedrohlich hindurchschimmernde Albumtitel, das unschuldig aggressive Cover. Schneidende Gitarrenriffs an der Grenze zum Hair-Metal. Kickende Drumschläge ohne Firlefanz aber reichlich Handclaps. Krauss, die wieder so enthusiastisch und zuckersüß ihre eigene Band anfeuert. ‚Reign of Terror‘ zeigt possierliche Cheerleader, die versiffte Headbanger anhimmeln. R&B Beats, die zu AC/DC die Matte schwingen, heavy Instrumente und federleichtes Pop-Songwriting.
Der Unterschied findet im Detail statt: Sleigh Bells versuchen, ihr Debüt an den prägnanten Stellen auszubauen um abseits der eingängigen Asse ein Werk mit längerer Halbwertszeit in der Hinterhand zu haben – verzetteln sich dabei über weite Strecken, weil ihnen schlicht die bombastischen Hooks des Debütalbums fehlen. ‚True Shred Giutar‚ zoomt direkt hinein in die ekstatische Hipster-Masse vor der Bühne, Krauss peitscht die Stimmung auf, die Gitarre baut Spannung auf, die die Songbaustelle nicht halten kann. Immer wieder wird ‚Reign of Terror‚ die Griffigkeit des doch unwiderstehlichen ‚Treats‚ abgehen und sich als bloße Ansammlung von stoischen Beats und grundsolider Gitarrenarbeit verlaufen aber dabei nicht den Pepp von 2010 mitbringen. Wenn der Raum in den Songs geöffnet wird entstehen zwar wieder großartige Momente abseits des hektischen Treibens – man höre nur das überragende ‚End oft he Line‚ oder das wunderbar schunkelnde ‚Road to Hell‚ – ansonsten bleibt ‚Reign of Terror‚ zusammengeschraubte Versatzstückmusik, dem es an gefinkelten Melodieideen und Zusammenhalt fehlt, dazu eben: Keine Hits und Singles da, welche die Bauchladung abfedern.
[amazon_link id=“B006UFH7QY“ target=“_blank“ ]Vinyl LP auf Amazon[/amazon_link] | [amazon_link id=“B006UFH4N0″ target=“_blank“ ]CD auf Amazon[/amazon_link] | [amazon_link id=“B007BH5ETW“ target=“_blank“ ]MP3 Download auf Amazon[/amazon_link]
Kommentieren