Sleater-Kinney – Path of Wellness

von am 20. Juni 2021 in Album

Sleater-Kinney – Path of Wellness

The Center Won’t Hold war den Split mit Janet Weiss nicht wert, daran ändert sich auch mit dem keinesfalls so absurd betitelten Path of Wellness nichts. Dennoch zeigt sich: Es geht für Sleater-Kinney weiter.

Nachdem sich die Eingangsphase der zehnten Studioplatte von Sleater-Kinney mit dem hibbeligen, zackigen Titelsong und (dem Zoll gesungenen) High in the Grass vor allem als mild-dancepunkige Abnabelungsphase von The Center Won’t Hold erweist, folgen Corin Tucker und Carrie Brownstein, die mittlerweile auch exklusive EPs für Amazon aufnehmen, dem Path of Wellness zu einem Werk, das dem Indierock von Sleater-Kinney ohne St. Vincent als das für ein Ungleichgewicht im Kreativprozess sorgendes Zünglein an der Waage eine neue Balance im gefälliger ausgerichteten Pop und sacht-unaufgeregtem New Wave beibringt.
Eine Ausrichtung, die hinsichtlich des Songwritings eine merkliche Steigerung zum ambivalenten Vorgängerwerk bedingt, deren praktische Wirkung gleichzeitig aber umso frustrierender nachwirken kann, weil das anvisierte Potential von den beiden Bandköpfen zu keinem zwingenden Ergebnis übersetzt wird.

Am deutlichsten wird dies in den Momenten, die am nähesten an der ikonischen Vergangenheit der Band erdacht sind. Einem theoretischem Highlight wie dem im Ansatz kratzbürstigen Favorite Neighbor fehlt es jedoch an der nötigen Spannung und Angriffslust zur letzten Konsequenz, Tomorrow’s Grave zeigt eine Lockerheit im Umgang mit der Heaviness, aber kein packendes Momentum. Dass die engagierten Sessions-Drummer stets leise im im Mix platziert sind und keine kreativen Reibungspunkte liefern dürfen, produziert eben wenig Biss und resultiert in einer soliden Gemütlichkeit, die eher zufrieden als hungrig wirkt. Ein Shadow Town poltert insofern beispielsweise rockend, ohne tatsächlich auch nur ansatzweise zu rocken. Complex Female Characters pendelt zwischen verträumt und dringlich , entscheidet sich für den Ausbruch, bleibt aber ebenso unverbindlich, wie das zurückgelehnte Down the Line.

The Center Won’t Hold und sein Nachfolger sind also aus gar nicht so unähnlichen und trotzdem sehr unterschiedlichen Gründen unbefriedigend, obgleich man Path of Wellness nicht alleine deswegen wohlwollender registriert, weil das Album wie eine Rehabilitation wirkt, wo der Vorgänger primär so enttäuschend war.
Auch abseits der Erwartungshaltung markieren Nummern wie das zu einem feinen Refrain groovende Worry with You oder das munter-flockige Method jedoch willkommene Kurskorrekturen im Qualitätsniveau, wo es symptomatisch ist, dass eine saloppe Skizze wie die in leicht diffuser Schräglage aus der Willkür kommenden Skizze a la No Exit der Band einfach weniger gut steht, als das angenehm-harmlose, melodisch-schöne Bring Mercy: Sleater-Kinney sind in einem risikofreien Spätwerk angekommen, das man ohne Herausforderung goutieren kann.

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