Sivert Høyem – On An Island

von am 6. Februar 2024 in Album

Sivert Høyem – On An Island

On An Island: Sivert Høyem lädt für sein aktuelles Studioalbum in die kontemplative Isolation in die von der Industrialisierung zurückgelassen wordenen, ehemalige Geisterstadt Nyksund ein.

Dort, relativ abgeschottet von einer nach der Pandemie wieder in Gang gekommenen Welt, an der auch die wiederbelebten Madrugada Teil nehmen, hat Høyem mit Tontechniker Bjarne Stensli sowie den Musikern Christer Knutsen (weswegen die Grenzen zu Siverts Stammband hier nun nicht nur stilistisch leisetretend aufgeweicht werden, sondern mit geschmackvoll akzentuierten Schlagzeugspiel und betuchter Bariton-Gitarre im Zentrum auch personell) und Børge Fjordheim als Backinggruppe in einer alten Kirche eine sparsame Solo-Platte aufgenommen, deren Melancholie und Schwermut in einem fast leichtfüßigen Nebel aus Hall transzendieren, in ihrer einfachen und abgeklärten Veranlagung eine sanft empfangende Ausstrahlung erzeugen.

Fast ambient klingen die offenen, ruhigen  Gitarrenflächen im Titelstück-Opener, in die sich die ätherische Ausnahme-Stimme von Høyem bedächtig legt, während sich das Geschehen sanft in das mit geschlossenen Augen gespielte Bandgefühl legt, das fabelhafte Two Green Feathers seine majestätische Anmut traurig und unaufdringlich ausbreitet und später auch Aim for the Heart als romantisch sinnierendes Croonen so etwas wie Komfortzonen-Bauchpinseln für den Norweger darstellt, ohne Ablenkungen von außen oder triste Resignation von Innen.

In diesen Stücken, sowie The Rust, das sich als Herzstück des Albums fast 8 Minuten dafür Zeit nimmt, um die getragene Grandezza eines anmutigen Rocksongs in harmonisch gestrichener Würde zu etablieren, beschwört Høyem heimliche Schönheiten, auch wenn ihm diesmal keine Übersongs (wie zuletzt etwa Queen of My Heart oder Nobody Loves You Like I Do) gelingen, weil ohne markante kreative Reibungspunkte On an Island in Summe nebensächlicher und unscheinbarer erscheint, als es tatsächlich ist.
Wofür auch das solide überzeugende, nicht zum Punkt findende finale Drittel der Platte sorgt, wenn Keepsake als bedächtige Nachdenklichkeit über einer perlenden Repetition träumt, Now You See Me / Now You Don’t stoischer walzend beinahe wuchtiger angelegt von der Gruppendynamik angetaucht wird oder Not Enough Light versöhnlich dahinschreitet und mit Fidel eine vage Idee des postapokalyptischen Panoramas in der Prärie findet (und damit einen Kreis schließt, den When Your True Love Is Gone mit seiner skizzierten Americana-Dramatik samt dessen introspektiven, tröstend mäandernden Schulterschluss In the Beginning behutsam im homogenen Ganzen geöffnet hat).

Die Amplituden in der Dynamik bleiben dabei jedoch ein wenig zu gleichförmig und umspannend, meistens fehlt die letzte Konsequenz zur Erfüllung. Berührend und angenehm zu verfolgen ist das dann zwar dennoch immer, aber nur selten auf eine wirklich intensive Weise ergreifend oder emotional aufwühlend. Im Zweifel markiert das siebte Solo-Album von Sivert Høyem insofern kein Highlight-Werk für die einsame Insel – aber einen intimen Rückzugspunkt für Herzen, denen es nach Balsam verlangt.


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