Sivert Høyem – Dancing Headlights

Mit Hollow hat sich Sivert Høyem in Form einer fabelhaft wehmütigen Ballade von 2024 verabschiedet – 2025 begrüßte er dagegen mit der Aufbruchstimmung des gefällig-erhabenen Midtempo-Poprock Love vs. The World. Das dazugehörige Album Dancing Headlights bewegt sich nun in der Komfortzone dahinter.
Besagtes Love vs. The World hat nicht nur seine Vorlaufzeit genutzt, um (im nach vorne gehenden Midtempo von Klavier und Drums getragen, wie im Windschatten genügsamer Killers dahinlaufend) in seiner Eingängigkeit zu wachsen, sondern funktioniert mit dem davor platzierten (getragen und sehnsüchtig eine epische Geste bescheiden andeutenden) Titelsong-Opener als Stimmungsmacher auch noch einmal besser.
Ein Umstand, der jedoch nur zum Teil exemplarisch für Dancing Headlights ist. Denn nach der Reduktion der Inselplatte On an Island vor einem Jahr sorgt die Rückkehr zum Bandsound voller Liebe, Tragik und einer der weiterhin schönsten melancholischen Bariton-Stimmen der Welt zwar als ästhetischer Rahmen für eine „Handvoll straff arrangierter Popsongs“ (was eigentlich einen zur opulenten Grandezza neigenden Alt Rock-Sound in unmittelbarer Madrugada-Nähe meint) für Homogenität. Doch was dem siebten Soloalbum von Høyem danach fehlen wird, ist dieses aufbauende Element im Sequencing.
Was der Platte fehlt ist klare Linie – ihr Verlauf wirkt zerfahren, zumindest ohne finales Ziel – auch wenn das live aufgenommene Some Miserable Morning den Moment einfangend eine wirklich feine Melodie umgarnt. Høyem gelingt es jedoch nicht, der über die ganze (kompakte) Spielzeit von 32 Minuten gefallenden Songsammlung die wirklich zwingenden Momente abzuringen oder mit einer kathartischen Klimax zu entlohnen.
Was auch daran liegt, dass die beiden Vorabsingles rund um das Herzstück Hollow die klar besten Songs von Dancing Headlights darstellen, und der Rest in deren Highlight-Schatten nicht über die gelungenen Standards auf gehobenem-B-Seiten-Niveau hinauskommt.
The Great Upsetter überzeugt weich und romantisch so still entschleunigt verträumt, das zurückgelehnte Hurdle nickt ohne Zwang nach vorne. Summer Rain beruhigt in direkter Doves-Nähe ätherischer über seinem zappelnden Groove und dreht sich wachsender Spannweite, derweil Living It Strange etwas behäbiger und schwerer angelegt ist.
Høyem hätte hier vielleicht, anstatt seine Diskografie mit typischen Routinearbeiten absolut solide aufzufüllen, vielleicht länger an den Songs feilen sollen, um reizvollere, speziellere Augenblicke in ihnen freischzuschürfen – gerade hinsichtlich der zu glatten Produktion. Freilich ist Dancing Headlights im Umkehrschluss insofern auch höchstens dann eine Enttäuschung, wenn man alleine die magischen, überragenden Momente der bisherigen Karriere des Norwegers als Gradmesser nimmt. Und selbst dann bleiben Hollow und mit etwas Abstand Love vs. The World (wenngleich dies gerade nicht ausreicht, um bei der Bewertung einer in Summe rundum guten Platte aufzurunden).
Kommentieren