Simón Campusano – Sobre Habitar La Depresión Intermedia
Mit einem Releasetermin im September ist Sobre habitar la depresión intermedia zwar zu spät erschienen, um die perfekte Symbiose mit dem Sommer einzugehen, angesichts der „milden“ Temperaturen kann der Soundtrack dieser Tage aber wahlweise immer noch vom Chilenen Simón Campusano stammen.
Während seine Stammband Niños del Cerro spätestens seit Suave pendiente einer breiteren Masse etwas sagt, arbeitet auch Campusano selbst anhand seiner Solo-Karriere einem immer größer werdenden Publikum entgegen, das sich anhand von Sobre habitar la depresión intermedia zumindest aus dem weiten Feld zwischen Tim Bernardes, Dungen und Animal Collective rekrutieren wird.
Die knapp 19 Minuten dieser EP eröffnen schließlich schon in Polvo mit jener Sorte optimistischer, luftig verträumten Indie Folktronic, die mit akustischer Gitarre und entspannt gebasteltem (elektronischen programmierten?) Rhythmus eine vage Psychedelik in den sanften Sonnenschein schickt, bittersüß sentimental (aber nicht kitschig) und mit eingängiger Unverbindlichkeit im fast exotischen Eskapismus fließend. Auch das schüchtern aufgeweckte Nunca estuvo en ti el litoral nimmt derart angenehm und verführerisch an der Hand, gönnt sich latent rumpelig und verquer ebenso ein paar schroffen Ecken und Kanten, um sich der angenehmen Reibungslosigkeit zu verwehren, bevor eine finale Auflösung unterstreicht, dass das Songwriting zumeist ein gutes Gespür für Dramaturgie hat – sowohl im Kleinen, wie auf das große Ganze bezogen.
Das im homogenen Fluß mittig platzierte Compañía ist mit seinem DIY-Bedroom-Flair eher ein auf avantgardistisch bimmelnden Windspielen gebautes Zwischenstück, als (die nunmehrige Nähe der Melodien und der Ästhetik zu etwaigen RYM-Liebkindern verdeutlichendes) Durchatmen experimentell von konventionellen Formen befreit, aus dem Esta profunda pena me va a dar de comer als friedliches, ambientes Kleinod unspektakulär plätschernd auftaucht und mit dem verspielten, gelösten, die subtile Heimlichkeit der zweiten EP-Hälfte leisetretend schmeicheln lassenden Viento del litoral ausklingen lässt. Sobre habitar la depresión intermedia ist (zumindest hinter der Sprachbarriere) eine nebensächliche Grandezza, funktioniert aber auch ohne saisonale Unterstützung auf verzaubernde Weise.
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