Silvana Estrada – Abrazo
Latino-Chanteuse Silvana Estrada sind vier Songs aus den Sessions zu ihrem Zauberwerk Marchita übriggeblieben, die sie nun (leider wieder nur auf digitalem Wege) als Abrazo EP gesammelt nachreicht.
Wo Estrada auf ihrem Studioalbum aus dem Jänner auch immer wieder mit viel Feingefühl auf ausschweifendere Arrangements zurückgegriffen hat, tun die knapp 15 Minuten der Abrazo EP dies sogar noch subtiler zurückhaltend, lassen den Singer-Songwriter-Folk der Mexikanerin in ruhiger Sehnsucht und geradezu minimalistisch gehaltener Poesie einwirken – dabei doch eigentlich nur das eröffnende Brindo eine tatsächliche Übung in Sachen sanften Minimalismus‘ darstellt, wenn es nicht mehr als die Reduktion auf das bittersüß-melancholische Acoustic-Gitarrenspiel und die anmutige Stimme von Estrada braucht, um einen gefühlt noch zärtlicher hauchenden, verletzlicher huschenden Nachhall zu Marchita zu beschwören.
Doch auch wenn die folgenden Nummern sich inszenatorisch auf eine breitere Basis stellen, bleibt das Material von Abrazo so betont bescheiden und genügsam wirkend. Dabei nimmt das überragende Se Me Ocurre am winterlich verträumten, traurig-tröstenden und so sanft perlenden Piano niedlich beschwingt an Fahrt und Panorama auf, allerdings eben so unendlich subversiv, wächst sogar mit ein paar märchenhaften Streichern und Harmonie-Gesängen: eine Meisterleistung in Sachen unscheinbarer Magie.
Auch das friedlich gezupfte, warm und weich umarmende Aquí bettet sich in die körperlos-ätherischen Stimmen der Gemeinschaft, bevor Si Me Matan wie Balsam an der Acoustic-Herzwunde sinnierend zu einer Intensität flaniert, ein schier wunderschönes Anti-Spektakel von aufwühlender Eindringlichkeit wird, das seine Tiefenwirkung nicht unter den Scheffel der flüchtigen Nebensächlichkeit kehrt: die Songs der Abrazo EP halten das Niveau von Marchita im Grunde, wenngleich das Album-Mutterschiff dann doch die markanteren Hooks hatte.
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