Shearwater – Animal Joy
Oft als Nebenprojekt von Okkervil River bezeichnet, wissen Kenner_innen Shearwater längst als eine Band zu schätzen, wie sie origineller wohl nicht sein könnte.
‚Animal Joy‘ bestätigt diesen Eindruck. Nach den tollen Vorgängeralben hieven Jonathan Meiburg (Ex-Okkervil-River) und Band einen Kolloss von Album aus den Untiefen ihrer Kreativität und schaffen so etwas wie das opus magnum der Band. Während auf ‚Rooks‘ noch immer wieder das Gefühl des Album als Ganzem fehlte, schwingt sich Meiburg diesmal so schnell mit seinem eigenwilligen Gesang in den Kopf des geneigten Hörers, dass einem Hören und Sehen vergeht.
‚Animal Joy‚ lebt von seiner Rhythmik, dem treibenden Spiel von Drummer Thor Harris, der seine Hämmer zu schwingen scheint, ebenso wie von seinen erdigen Gitarren und Meiburgs Falset. Gleich zu Beginn wird mit einer Hymne aufgewartet, ‚Animal Life‘ zieht einen mit seinem dramaturgischen Aufbau in Bann, hält einen mit seiner Vielfältigkeit am Band. Wer auf den Text hört, erkennt Jonathan Meiburgs Talent für Lyrik, die Methapher der Tierleben auf den modernen Menschen greift, wenn man es so möchte. Dann offenbart man mit ‚Breaking the Yearlings‘ eine etwas düsterere Seite, wieder treibt der Rhythmus, diesmal knarzen die Gitarren verzerrt mit, während die Becken scheppern. Darauf folgt mir ‚Dread Sovereign‘ die nächste, in den Strophen relaxte Hymne über Zweifel an sich selbst, man möchte mitklatschen, während Harris wieder einen stoischen Beat vorgibt, um den sich das Lied entwickelt, ausbricht und sich wieder zurückzieht. ‚You As You Were‘ ist ein schneller, packender Pianorocksong, hier besonders prominent der Querverweis auf „Animal Life“, wenn Meiburg „[or] a drop that’s hard on the cast of your little lie / and an animal life will serve you away“ singt und zum Refrain anhebt.
Wiederum folgt darauf dramaturgisch klare, etwas düster, langsam ‚Insolence‚ und macht sich mit Echo und Percussion einen mythischen Klang zu Eigen – wäre da nach fast sechseinhalb Minuten kein Fadeout, wer weiß, was noch kommen würde. Kommen tut ‚Immaculate‘, der nächste schnelle Rocksong, der so Postpunk sein könnte, wäre nicht wiederum das eigenwillige, pathetisch aufschwingende Organ Meiburgs. Ein Organ, das mit ‚Open Your Houses‘ sein Zuhause findet. Ein Song, klar für diese Band gemacht. Flirrende Gitarren, Thors Hämmer, die durchgezogene Dramaturgie, alles passt. ‚Run the Banner Down‘ lässt einen daraufhin mit einer Prise Folk verschnaufen, bis ‚Pushing the River‘ – „You could summon another religion / You could summon another life“ –wieder draufhaut, ‚Believing Makes it Easy‘ wieder etwas Lockerheit im Sound einkehren lässt und Shearwater mit ‚Star of the Age‘ am Ende noch einmal ansetzen, um ihr Talent für dramaturgische Hymnen zu beweisen.
Das klingt jetzt so, als wäre das Alles ein bisschen viel. Ist es aber nicht. Die Songs gehen so klar ineinander über, dass die knapp über 43 Minuten wie im Flug vergehen. Ein Album zum Durchhören oder einzelne Songs rauspicken. Keine Schwachstelle, kein Nachlassen. Die druckvolle, erdige Produktion unterstreicht noch einmal den Öko-Ruf der Band, deren Schöpfer, Geologe, nichts lieber macht, als über Tiere, ihr und unser Leben zu philosophieren.
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