Sex Jams – Trouble, Honey

von am 7. März 2013 in Album

Sex Jams – Trouble, Honey

Beauty is a Beast‚ – das wissen Sex Jams auf ihrem zweiten Studioalbum nur zu gut. Die besten Erbverwalter für den Sonic Youth-Fundus bleiben zwar Thurston Moore und Co. – um zu erfahren wie man Noiserock vital am Leben halten kann, darf man trotzdem nach Wien blicken.

In erster Linie, weil es eine goldrichtige Entscheidung war, für ‚Trouble, Honey‚ den erfahrenen Killed by 9V Batteries-Joker Wolfgang Möstl mit an Bord und die zweite Gitarre zu holen. Mit ihm gewinnen die bereits auf dem Vorgänger ‚Post Teenage Shine‚ angedeuteten Qualitäten an Kontur und markanter Kantigkeit; Sex Jams klingen nun plötzlich gleichzeitig eigenständiger und auch zielstrebiger in den Fußstapfen ihrer vermeintlichen Idole marschierend. Die kommen dabei immer noch aus New York oder Steve Albinis Klientenkartei, heißen Sonic Youth oder The Breeders und schwören auf Charakteristika wie energisch peitschende Schepperdrums und auch mal dissonant ins Geschehen grätschende Gitarren ohne grundsätzliche Abwehrhaltung zur biestig forcierten Melodie. Siehe eben bereits den zwischen Krach und Eingängigkeit pendelnden Opener ‚Beauty is a Beast‚.

Das insgeheime Mantra von ‚Trouble, Honey‚ manifestiert sich im weiteren Verlauf in nach vorne brechenden Punkrock-Ambitionen wie dem 75-Sekunden Sprinter ‚I Call Myself A Rocket‚, der Lagerfeuerelegie ‚Just Kids‚, der ausladenden Konzetrations-Jam-Meditation ‚Bounding Into Distance‚ oder dem hastenden Melancholiker ‚September‚. Was jedem dieser abwechslungsreichen Ausblicke und ‚Trouble, Honey‚ grundsätzlich innewohnt ist das gesteigerte Melodieverständnis jenseits plumper Anbiederungen, welches die Band nicht zuletzt wegen des merkbaren Sprungs von Katarina Trenk um die Ecke gebogen bekommt. Ob in ‚Science of Shapes‚ also die kratzbürstigen Instrumente oder die zwischen Zuckerbrot und Peitsche austeilende  Sängerindie Führung inne hat bleibt offen.

Was Sex Jams so auch explizit auf der Haben-Seite aufweisen können, sind die zahlreichen kleinen Genrehits. ‚Shark vs. Apple‚ funktioniert da natürlich an vorderster Front, diese Skrewball-Komödie voller eckige rIndierock-Kauzigkeit samt etwas zu frontal gesetzten Muppets-Momenten in unbändiger Überdrehtheit. Oder ‚Deicer‚, mitsamt seiner unaufhaltsam gallopierenden Hooklines und Ohrwurmwiderhaken, für deren Art man Sleater Kinney immer noch vermisst und Yuck nicht zu jeder Sekunde Abhilfe schaffen.
Sex Jams haben auf ‚Trouble, Honey‚ natürlich nicht ausnahmslos Momente geschaffen, die derart hartnäckig nach internationalen Hochkarätern als einzige Referenz verlangen. Absolut mühelos katapultiert man sich aber selbst in den schwächeren Momenten neben Bands wie Hidden by the Grapes an die Spitze von dem, was hierzulande an qualitativen Noieserock aufgefahren werden kann. Bedenkt man zudem, dass ‚Trouble, Honey‚ auch nur der erste Schnappschuss aus der angebrochenen Ära mit Initialzünder Möstl ist, blicken die Wiener hiernach einer verdammt verheißungsvollen und unheimlich fruchtbaren Zukunft entgegen.

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