Serpent Column – Endless Detainment
Wenn Black Metal sich so chaotisch am Hardcore reibt, dass er sich die DNA praktisch mit dem Math teilt: Serpent Column destillieren ihr Amalgam auf Endless Detainment mit verschobenem Schwerpunkt.
Das amerikanische Duo führt seine Evolution auf die beiden sehr starken Studioalben Ornuthi Thalassa und Mirror in Darkness (übrigens weiterhin nach NYP-Model ia Bandcamp zu beziehen!) aufbauen insofern konsequent fort, doch schärft der dominanter denn je auf den Mathcore gewichtete Anteil im Songwriting dieses Trabanten die finstere Unberechenbarkeit von Serpent Column noch einmal: Auch durch die komprimierte Spielzeit von knapp 20 Minuten ist es gut möglich, dass Theophilos und Maya bisher vielleicht psychotischer und hysterischer, noch nicht aber auf bderart bullige Weise wahnsinniger, radikaler und intensiver klangen, als hier – ohne die instinktiv-rohe Energie auf dem Altar der technisch extrem versierten Furiosität und akribisch konzipierten Komplexität zu opfern.
Schon Pantheoclasm reibt seine psychotische Raserei jedenfalls an vertrackten Rhythmen auf, keift und geifert und speit, vergisst aber nicht auf die dramatische Tiefenwirkung der atmosphärischen Texturen, während ein peitschender Groove sich auf ein fast schon absurdes Plateau der Extreme steigert. Violence Aesthete faucht dort danach sogar relativ direkt, rackert als Tempo-Delirium.
Manure in Pearls hofiert dagegen die Attitüde des Crustpunk, findet in seinem Reißwolf auch hyperventilierende Attacken im atonalen Modus, während das Highlight von Wars Waged in Private I die majestätische Tragweite der nihilistischen Gitarre, die sich irgendwann selbst als Splittergranate zerfetzt. Part II erscheint daraufhin absolut irrational austickend, lässt der Katharsis hinten raus aber so viel Freiheiten, dass sogar ein Fade Out Sinn macht. Immerhin hämmert Antihelical mit martialischer Wucht und räumt den Bass dominanter ein, bis der Metal fast schon zum Mosh-Breakdown eskaliert. So stark Endless Detainment bis zu diesem Zeitpunkt auch bereits drangsalierte, läuft die EP erst danach zur überragenden Form auf.
Άράχναιν beginnt wie eine thrashige Slo-Mo-Rifforgie, lauert und verführt mit dem Versprechen auf Konventionalität, welche dann jedoch umso kasteiender auf die Überholspur geballert wird. Gerade im Kontext und übergeordneten Fluß der EP bietet die Nummer allerdings als verspultes Instrumental auch die Möglichkeit, sich zu orientieren, als Hörer zumindest ein Stück weit neu zu ordnen, sich akklimatisierend in dem Mahlstrom zu setzen – nur damit die nahtlos übernehmende Folterkammer des Titelstücks umso herausfordernder auf die Achterbahn drängt. Das mutiert und lässt die Amplituden bis in den Sludge und Doom eskalieren, nagelte sich selbst gepeinigt ans Kreuz neben Cult Leader, und entwickelt sich zu einer verdichteten Meditation des Hasses, dessen Zügel immer weiter in die maschinell rockende Repetition gelockert werden.
Danach dekliniert das abschließende Each and Every Temple den Charakter der Platte mit diffusen Gitarren-Salven und irren, synkopischen Blasts vielleicht nur noch einmal als Abspann, unterstreicht aber auch, dass Serpent Column mit Endless Detainment vielleicht das fehlende, herrlich grausame Puzzlestück zwischen Coalesce und Deathspell Omega liefern.
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