Serj Tankian – Truth to Power

von am 12. September 2021 in Soundtrack

Serj Tankian – Truth to Power

Serj Tankian hätte mit dem Score zu der System of a Down-Promo/Doku Truth to Power an sich eine wirklich schöne, die Trademarks von Kollegen wie Reznor, Ross und Yamaoka geschickt imitierende Hintergrundbegleitbeschallung aufgenommen. 

Was es allerdings nur umso frustrierender macht, dass das entsprechende Soundtrackalbum über weite Strecken einfach so gar nicht funktionieren will. Immerhin stellen die vordergründig auf nostalgisch-verspielte, melancholisch neugierige Pianomotive gebauten, immer wieder mit Synthies, elektronischen Elementen oder entsprechenden Streichern verzierten Nummern gerade eingangs (und danach eben über nahezu zwei Drittel der Platte fortlaufend) nur sporadische, oft gerade wenige Sekunden dauernde Skizzen dar, die allesamt abrupt endend mit einem nervenden Mini-Fade-Out versehen wurden und so praktisch keinerlei Fluss im zwar homogenen, aber auch fragmentarisch zerrissenen Ganzen aufkommen lassen.

Derart lieblos arrangiert zeigen die ohnedies gleichförmigen, wenig konkretes abseits der Assoziationen hängen lassende Atmosphäre zahlreiche stotternde Brüche. Als szenische Untermalung in der System of a Down-Werbefilm-Doku mag das zweckmäßig einen gewissen Pragmatismus folgen, als separater Score ist Truth to Power jedoch lange Zeit eine Zumutung.
Dabei zeigen gerade die längeren, ausformuliert wirkenden Stücke Qualitäten. Sept 11 etwa, als ambiente Klangcollage, die hoffnungsvolle Wellen in Zeitlupen liefert, oder das orchestraler angelegte Dear Mr. President sowie The Future mit seiner umsorgend gezupften Gitarren.

Dass die Sache hinten raus insofern besser wird, dass die einzelnen Tracks länger ausfallen dürfen, und damit mehr Raum bekommen, um ihre Stimmung zu verbreiten, bringt dann höchstens das Problem mit sich, dass man die meisten Motive und Themen zuvor bereits Dutzende Male gehört zu haben glaubt: melodisch und ästhetisch ist Truth to Power nicht sonderlich variabel, obgleich vage Schattierungen das Schema mal fernöstlicher (Poetry), mal dramatischer (Little Armenia) färben, Wave-Anstriche (Not My Pain) oder sphärischere Auslegungen (Solidified) möglich sind, während anderswo plakative Pseudo-Coolness (Shavo) oder aufgeweckt am billigen Keyboard pluckernde Willkür (Coming Back) etwas beinahe karikierendes vermitteln.
Und dennoch: In Summe gelingt es Tankian, dass man diese knapp 49 Minuten stets so wohlwollend mit dem Gedanken im Hinterkopf wahrnimmt, was sich hier für ein mindestens okayer für sich stehender Soundtrack editieren lassen hätte können.

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