Self Defense Family – Duets
Nur produktiv zu sein reicht Patrick Kindlon und seiner Self Defensive Family nicht aus: nach dem nominellen Studiodebüt und drei Splitsingles formulieren sie auf ‚Duets‚ ihre unglücklich-romantische Ader deswegen anhand von fünf zurückgenommen Intimitäten zwischen Indie und Country aus.
Seinem Titel folgend umgarnen und bekriegen sich Kindlon und Caroline Corrigan vor dem Mikrofon im Wechsel- und Zusammenspiel, vor dem sparsam inszenierten, an den Gitarren ausgerichteten Hintergrund. Einem Szenario, das so gar nichts mit dem sonstigen Post-Hardcore der Band zu tun hat und dennoch als Lagerfeuer-Varianten-Anküpfungspunkt zu ‚Mistress Appears At Funeral‚ vom dies(/letzt)jährigen ‚Try Me‚ funktioniert.
‚Duets‚ platziert sich damit stilistisch in unmittelbarer Nähe zu unspektakulär dahinlaufendem Folkrock und ruhig intoniertem Americana, der immer melancholisch, sorgenvoll und bekümmert wirkt, sich in eine Atmosphäre aus stimmungsvoll-lauschiger Traurigkeit lehnt: die Songs nehmen sich zurück, das Gewicht liegt vor allem in der wechselseitigen Präsenz der Beziehungstexte von Kindlon und Corrigan.
Dass die beiden stimmlich eigentlich zu erfahren klingen um sich in ‚Incomming Calls‚ gegenseitig vorzuhalten mit den „dumb, dumb girls/boys“ zu sprechen macht da wenig: weil die Gitarren zu The Cure schielen, die Vorhänge näher an der Grundeinstellung der Self Defense Family zugezogen sind und sich der Songs nahtlos in die schöne Auflösung von ‚Cancel Man‚ entwickelt. Überhaupt funktioniert der Spannungsbogen der EP von ‚The Way Out is Back‚ beginnend enorm schlüssig, wie sich der verletzliche Opener nach und nach mit seinen Drums und Kindlons charakteristisch gepressten Gesang aufmacht und damit den Weg für mehr tempo ebnet.
‚Been Passed On‚ präsentiert sich als 90er Jahre-Verneigung vor Mazzy Star und Co., die ihren speziellen Reiz aus der Umkehrung der Rollen zieht (Patrick übernimmt stimmlich den soften Part, Caroline agiert kraftvoll antreibend), während das luftig-leichte ‚Location Scout‚ sich indiepoppig ganz charmant am Ohrwurmcharakter der Cardigans anlehnt.
Womit ‚Duets‚ gar nicht erst die Intention hat in die selbe Magengrube zu Boxen wie ‚Try Me‚. Patrick Kindlon und die Seinen finden hier das nötige Durchatmen nach dem eindringlichen Programm der letzten Monate, bieten dafür aber keine restlose Befriedigung. Weil ‚Duets‚ oft zu harmlos nicht dorthin geht wo es wehtut, mehr noch aber, weil das – vor allem nach dem sich angenehm zuspitzenden Finale – wie ein runder, aber zu schnell angehandelter Teaser der eigentlichen Möglichkeiten wirkt.
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