See You Next Tuesday – Relapses

von am 20. Februar 2024 in Sonstiges

See You Next Tuesday – Relapses

So, so – die Vorfreude auf die anstehende Remix-Platte Relapses hält sich also in Grenzen? Was für eine törichte Fehleinschätzung! Drew Slavik, Chris Fox, Rick Woods und James Watson haben zu gute Argumente, um eine etwaige Reserviertheit nicht zu eliminieren.

Selbst wenn man solchen Neubearbeitungs-Platten wie Relapses grundlegend skeptisch gegenüber steht, fahren die mit dem Triumphzug ihres Comebackalbums als Rückenwind derzeit offenbar kaum etwas falsch machen könnenden See You Next Tuesday nämlich unmittelbar entwaffnende Geschütze auf – auch, indem sie Relapses gleich so weit von Distractions weg in die Mangel nehmen lassen, dass die Attitüde hinsichtlich des brutalen Spielwitzes zwar eine ähnliche ist, sich die Kampfzonen ansonsten aber nur bedingt überschneiden und gar nicht erst in direkte Konkurrent geraten, die Remix-Platte als Ganzes einen relevanten eigenen Charakter reklamiert.
Soll genauer heißen: die für Relapses geladenen Gäste (die man neben den verwendeten Ursprungs-Kompositionen in den Credits genauer gelistet nachlesen darf, als in diesem Text) drehen den elektronischen Übermut ordentlich nach oben, und transportieren den ungezwungenen Spaß, den sie am Aufsprengen der Songs hatten, mit einer dem Artwork entsprechenden schrillen Identität – doch sind Drew Slavik und Co. auch schlau genug, dabei einen kohärenten Rahmen um das Geschehen zu spannen und letztendlich ein ebenso schlüssiges Album aus den bunten Beiträgen zu basteln, wie es das Ursprungsmaterial als Ganzes darstellt.

So macht die Sache über verdammt kurzweilige xx Minuten einfach verdammt viel Bock, bleibt auf einer Linie und dennoch unberechenbar austeilend.Zwischen der Klammer aus Things Aren’t Going Well (einem Intro- aus Sample-Strudeln mit blinkenden Schaltkreisen, Feedback, apokalyptischer Stimmung und bretthart ballerndem Blast-Maschinengewehr) und dem Locust‚esken Outro Love, die See You Next Tueday selbst besorgen, The Face No One Sees (Child of Night Edits) pumpt seinen Beat als spacige Tanzfläche und häckselt den Rest als Textur, in Realizing Irrelevancy (Mikau Edits) föhnt die Drummachine alles weg und stachelt die fauchende Aggression dahinter zusätzlich auf, bevor der Bpm-Wahnsinn mit einem epochalen Finale liebäugelt. The Devil and Me (Thotcrime Edits) tendiert zur Nintendo-Core-Reizüberflutung und Repeating Patterns inhaliert über knapp 30 Sekunden Steroide für seinen Cybergrind mit Kyle Medina (Bodysnatcher) am Mikro. The Piece (DEATHTRIPPA Edits) inszeniert ein sägendes Drum’n‘ Bass-Inferno, das mit Vollgas auf die Ambient Bremse steigt und The Discussion (ZOMBIESHARK! Edits) säuft Kerosin, um in der zerfahrenen Experimental-Elektronik-Bastelei zu radikalisieren. Desired Departure (John Cxnnor Edits) klingt dagegen, als hätte ein Computervirus eine Industrial-Club-Walze programmiert, während Rich Lombardi (The Sawtooth Grin) in The Sweetest Pot wie von der Tarantel gestochen als hysterischer Kotzbrocken kreischt. Living and Dying in Regret (God Is War Edits) ist ein Downbeat-Fiebertraum in maschinellem Dampf und The Other Side (Black Magnet Edits) eine Art Atari Teenage Riot-Ringelspiel auf einem analogen Computer, derweil The Demon and Me (Wreckless Life Edits) alles vorangegangene zu einem Exzess zusammenfassend inhaliert.
Im fantastischen Appendix The Gold Room fusionieren See You Next Tuesday dann martialisch verspult mit Dämon Chad Kapper und Deatilfuchs Pedram Valiani von Frontierer zu einer beängstigend intensiven, der elektronischen Horizont fest im Mathcore verankernden Einheit.
Vorfreude hin oder her: Relapses ist eine essentielle Bandbreiten-Erweiterung für die Diskografie der Band aus Michigan.

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