Secret Machines – The Moth, The Lizard, And The Secret Machines
Drei Jahre nach dem Comeback Awake in the Brain Chamber stellen Brandon Curtis, Josh Garza und Phil Karnats doch noch den eigentlich in die Mottenkiste gewanderten Schwanengesang The Moth, the Lizard, and the Secret Machines doch noch fertig.
Das fünfte Studioalbum der Band hätte eigentlich bereits 2010 (als Nachfolger des unlängst in modifizierter Version neu aufgelegten selbstbetitelten Drittwerks) erscheinen sollen – doch gekommen ist es bekanntlich anders.
Die Secret Machines, die plötzlich ohne Plattenvertrag und damit jenseits jeglicher Verpflichtungen auch ohne jeden Druck von außen dastanden, waren mit dem zwanglos und spontan entstandenen, keinen Gedanken an Perfektionismus verschwendenden Material nämlich einfach nicht zufrieden, man konnte sich nicht mit der relativen Formlosigkeit arrangieren. Die entstandenen Stücke verschwanden deswegen in den Archiven, die Band zerbrach gar – konnte dann aber, nachdem sie sich in ihrem zweiten Leben mitten in einer Pandemie wiederfand, doch nicht von den Nummern lassen und widmeten sich doch noch einmal The Moth, the Lizard, and the Secret Machines.
Denn plötzlich schien alles dank der durch Awake in the Brain Chamber geänderten Perspektive darauf Sinn zu ergeben. „If you listen to them in order“, erklärt Curtis, “Awake in the Brain Chamber is basically a reaction to the Moth record — very tight and verse/chorus/verse/chorus rather than loose, sprawling and unconventional.”
The Moth, the Lizard, and the Secret Machines löst das Songwriting nicht nur in dieser Relation, lässt es ohne Ziel oder Entwicklung mäandernd um eine grundlegende Idee zirkulieren, hat kein Interesse an knackigen Riffs, sondern lässt die Gitarren in Halluzinationen der psychedelischen Trance freigeistig umherwandern, in ambiente Ausklänge gebettet, während die Rhythmussektion das Geflecht um die elegischen Space-Melodien zusammenhält, wodurch schon There’s No Starting Over wie eine (dünnere) Secret Machines-Trademark-Formel im Aufguss mit Pink Floyd und den Flaming Lips wirkt.
„The drums and vocals were often the last thing we added, because we didn’t even know there would be songs. I thought they were instrumental exercises for a while there— just us trying to generate happiness out of music. (…) If it didn’t work, it didn’t work. We had nothing to lose. But it did work, partly because the environment was so relaxed. I wouldn’t say the sounds were there right out of the gate, but as time progressed, we were able to pull something together that made perfect sense for where our heads were at the time.”
So hat The Moth, the Lizard, and the Secret Machines stets auch etwas unverbindliches an sich, als würde die Band nicht restlos zwingend zum Punkt finden und latent frustrierend um die Ausgangspunkte großartiger Songs dümpeln. Ein stoisch-sedatives I Think It’s Light Outside wäre während der Heydays der Band etwa ein Hit geworden, hier döst er nun sich in einem Nebelmeer auflösend mit einer symptomatisch eingängigen Flüchtigkeit.
You Want It Worse garniert seinen krautig-maschinellen Groove samt Patent-Sound mit schnaufend pumpenden Vocals und aus dem Noiserock domestiziert heulenden Gitarren, derweil das repetitive Even Out The Overflow betont entspannt und nonchalant agiert, bevor Last One Out als kontemplatives Durchatmen wie ein Nachhall zu The Other Side of Mt. Heart Attack anmutet – quasi ein instrumentales Interlude, das symptomatisch für den MO der Platte aber den selben Rahmen bekommt, wie die regulären Nummern.
The Answer klopft und klimpert (Know von Nick Drake praktisch identisch adaptierend) und das verführerisch geschlängelte Crucifixion Time stampft vor dem versöhnlich pulsierenden, Distortion und Heaviness einladenden The Finalizer, wiewohl dazwischen vor allem Run Out The Silver Light als ruhiger Slowcore-Lagerfeuer-Tauchgang an der Gitarre aufzeigt und der Kohärenz der Platte eine ihrer schönsten, weil atmosphärischsten Facetten verleiht.
Die grandiose Begeisterung des Debüts will sich allerdings auch hier nicht einstellen, es scheint stets der finale Funke am Momentum zu fehlen. „I’ve finally figured out how to deal with things exactly how they are. Unfiltered guitars and raw drums don’t have to be fixed if they already sound perfect. I fell in love with this record when I stopped trying to make it something it wasn’t — when I left enough space for creativity to bloom rather than holding on for dear life and squeezing so hard my knuckles would turn white.“ erklärt Curtis und fasst damit sowohl den anziehenden Ausnahmecharakter des Albums innerhalb der Diskografie der Band gut zusammen, wie unwissentlich auch die Crux daran: aus diesen 49 Minuten hätten die Secret Machines einfach ein packenderes Gesamtwerk herauspressen können, nicht nur ein rundum gutes.
So oder so wäre es aber schade gewesen, wäre dieses „Lost Album“ nicht in den offiziellen Kanon nachgereicht worden. Denn man kann (im überwiegend guten, wie eben auch im stets mitschwingenden etwas schlechteren) absolut nachvollziehen, wie ernst es der Band ist, wenn sie deklariert: „This album is really special to us because it represents a band playing music with no other agenda than to connect with one other”.
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