Scour – Black

von am 30. November 2020 in EP

Scour – Black

Scour sind mittlerweile bei Nuclear Blast untergekommen, doch bedeutet das nach Grey und Red keine mildernden Umstände: Black setzt die aus dem Black Metal kommende Entwicklung der Allstar-Extrem-Metal-Kombo fort.

Das geht so weit, das mit dem (rein im für sich selbst stehenden Kontext de EP betrachtet) ziemlich willkürlich eingeschobenen Microbes schon wieder so ein traditionell atmosphärisch gemeintes Zwischenstück an vorletzter Position der Trackliste auftaucht, ebenso traditionell ziehen Scour hier wie mit jedem Anlauf weniger zurückhaltend weiter und reichhaltiger in das pompöse Breitwandszenario. Mit dem Weg vom sinistren Goth-Geklimper in Streicher-Begleitung zur heroisch-böse aus der Dose gezogenen orchestralen Kriegsfanfaren-Opulenz samt Chören wirkt das Interlude jedoch (mehr noch als sein vergleichsweise subtiler agierender Konterpart auf Red) schlecht eingearbeitet und bleibt, wenngleich von der Intention (nämlich: den ansonsten konstant rasend hohen Druck kurz zu lockern und der Gleichförmigkeit eine dynamisch-konträre Amplitude entgegenzusetzen) überzeugend, tatsächlich jedoch ein redundanter  Fremdkörper im Gefüge. Da war das, nun ja, Understatement von Tactics noch unterschwellig-effektiver.

Drumherum ist es allerdings vielmehr beachtlich, dass Phil Anselmo (Pantera, Down, En Minor,…), John Jarvis (Agoraphobic Nosebleed), Derek Engemann (Philip H. Anselmo & The Illegals), Mark Kloeppel (Misery Index) und Adam Jarvis (Pig Destroyer) ihren Sound auch im dritten, mehr oder minder genormten Kurzformat-Anlauf keineswegs erschöpfen, sondern die angestammte Tugenden im Spannungsfeld vom Black Metal weiter zum Grindcore jagen, dabei aber auch auf der dann doch minimal schwächsten der drei EPs jenseits der Routine ihre Stärken giftig hochhalten: Die herrlich fiesen Vocals von Biest Phil sind als guttural-grölende Würgereflexe grandios, böser denn je, die technisch atemlose Performance sitzt präzise, dazu hetzen versierte kompositorische Kniffe über praktisch nahtlos einbetonierte Gastauftritte von Pat O’Brien (Cannibal Corpse), Erik Rutan (Hate Eternal) und dem Aquaman Jason Momoa.

Beide letztere gibt es gleich im eröffnenden Highlight Doom, das mit unheilschweren Kriegssirenen heult, diese praktisch ansatzlos in die extreme Komfortzone der Band ballert. Ein schrilles Riff faucht in die morastartige Rhythmussektion, das diffuse Rutan-Solo hebt im tarantelgestochenen Rabatz ab. Nail speit tackernd über griffige Hooks und gönnt sich eine atmosphärische fast klassische, orthodoxe BM-Bridge, bevor Propaganda sein Riff mathematisch in den Rausch schiebt, für griffiger hängen bleibende Szenen umschichtet. Flames drosselt das Tempo füe nackenbrechende und catchy Hook, ist vielleicht am näherten am auseinanderdividierbaren Hit – ein rotzig-hymnischer Überbau bietet thrashigen Tendenzen gar das Erbe der Nails an.
So breitenwirksam sind Scour trotz aller massiver, kurzweiliger Intensität letztendlich aber nicht, denn spätestens im Melo-Death-affineren Subprime hat der MO der Band trotz allem auch eine formelhafte Herangehensweise, wenn die Backingvocals eine Phrase verständlicher auslegen, die Anselmo dann grunzend konterkariert – bis diese hinten raus zu  Fade-Out repetiert wird. Luft nach oben bleibt also, auch wenn die latent generische Fleischwolf mit überschaubarer Halbwertszeit auch zum dritten Mal wirklich so verdammt viel agressiven Bock macht.

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