Scott MacKay – Stupid Cupid

von am 17. Januar 2021 in Album

Scott MacKay – Stupid Cupid

Kompetentest inszenierter und angenehm konsumierbarer, aber substanziell auch etwas latent haltloser Country an der Grenze zum klischeehaften Imitat: Scott McKay legt sein gut gemeintes Drittwerk Stupid Cupid vor.

„I really became smitten with songwriters such as Shel Silverstein, Hank Williams, Bobby Bare, Roger Miller and others. It made me focus my attention on improving my songwriting, and I tried to learn as much about it as I could. I took a lyric writing class, a storytelling class, and a creative writing class. I even took part in a songwriting workshop in Nashville where I got to meet and learn from some of the greatest songwriters in the world.” zeigt der Kanadier MacKay seine ihn ehrenden Ambitionen auf, um sich auf Stupid Cupid dem traditionellen Country der 1950er und 1960er mit einem modernen Twist zu nähern.

Was ihm rein musikalisch auch mindestens versiert und absolut souverän gelingt, selbst wenn das routinierte Songwriting von MacKay und seiner Band (Josh und Sam Langille als angestammte Rhythmussektion, Grant Siemens als Neuzugang an der Gitarre und Pedal Steel-Experte Burke Carroll als allgegenwärtiger Gast) stellenweise zu üppig und faltenfrei arrangiert wurde; die Ressourcen Ecken und Kanten etwas zu generisch verzierend vorhersehbar und baukastenartig eingesetzt werden, was die Formel zwischen dem seinen Refrain bis zum Erbrechen wiederholenden Titelsong-Opener als penetranten Ohrwurm und dem wohl philosophisch gemeinten Spoken Word-Abgang God Walks into a Bar mit seiner Einweg-Pointe in etwa so spannend macht, wie das sauber inszenierte Albumcover. Kompetent ist das also, auch unterhaltsam, nur nicht sonderlich originär oder interessant – und am besten ausgerechnet im weitestgehend zurückgenommenen, verhältnismäßig bescheiden bleibenden They’re Makin‘ Love Below Us oder im gefühlvollen Brand New Heart.

Den Knackpunkt der auch hier latent spürbaren Belanglosigkeit gedenkt MacKay mit spitzzüngig gedachtem Storytelling zu konterkarieren und aufzuwiegen, legt dabei jedoch die subjektive Achillesferse seiner Nummern frei.
Die (auch die fiktiven Perspektiven wechselnden) Texte drehen sich dem Titel der Platte entsprechend meist um Liebestrubel als großes Problem – sei es nun der Verlust der Angebeteten an den besten Freund („Stupid Cupid/ Go and look what you’ve done/ You made her fall in love/ With my best friend John“) oder die imaginative Untreue der Frauen durch Literatur („I don’t need to break my vows/Don’t even need to leave the house/ I can do it right in front of him/ And he has no idea what I’m imaginin’/…/ She even started puttin’ lipstick on in bed/So she’d be good and ready for the men inside her head“ – im schön gecroonten Nostalgie-Walzer Romance Novel) und Träume („When she’s awake she don’t break her vows/ And she don’t run all over town/ But when she’s sleepin’ she’s cheatin’ on me“).

Hinter einer allgegenwärtigen, wenngleich auch humoristisch untergraben intendierten Eindimensionalität nutzt MacKay dabei oft so konstruierte Reime, absurd offensichtliche Verrenkungen, dass es ärgern kann. „Oh she reads the news/ I read Science Fiction/ She’s an early birdy/ I gotta sleep-in addiction“ oder „Oh we might go together like a Buddhist and Christian/ But you can’t start a fire without a little bit of friction/ We might fight like the liberals and the tories/ But underneath the sheets it’s a whole other story“ oder „There are things that get better with time/ Like old baseball cards and bottles of wine“ oder „Cause I always hated baseball never watched a single game/ Now I know every Blue Jay and all their middle names/ And when I hear the name Sheila this damn thing skips a beat/ I break out in a nervous sweat from my eyeballs to my feet“ oder „Tryin’ out every position in the Karma Sutra/From the Passion Pretzel to the Couch Canoodle.“
Dass dabei zu jedem Zeitpunkt ersichtlich ist, wieviel Spaß Mackay an seiner kurzweiligen, aber auch austauschbaren Reise durch den Olt Times und Honky Tonk hat, impft den niemals schlechten Nummern (trotz solcher Ausfälle wie dem rockigen Half of Everything) auch eine beseelte Sympathie (und einen halben aufwertenden Punkt) ein, kann aber nicht verhindern, dass der Country hier zu oft am Klischee entlangschrammt, von Tropen  und Stilblüten befallen einfach nicht so authentisch ist, wie das beispielsweise Charley Crocket oder Gabe Lee praktizieren.

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