Scenario – Sounds in Sequence
Auf Zegema Beach Records und deren Screamo/ Emoviolence-Gütesiegel bleibt rund um Klasse-Bands wie Senza, Stormlight oder Nuvolascura auch durch den Scenario-Einstand Sounds in Sequence einfach absoluter Verlass.
Dabei gehen die 21 Minuten dieser EP durchaus über die angestammten Genre-Grenzen des Labels hinaus, wie es der Beipackzettel schon ganz richtig verspricht: „Kentucky’s Scenario was birthed from of a pandemic. 5 longtime friends got together to make something that harkened back to the music they would listen to in high school, but from a more mature place where they could strip away the things they felt didn’t hold up through the years. What we’re left with is a release filled with twisting, sharpened riffs that evoke a nostalgia for the post-hardcore music of 2001-2004. But less of a throwback, and more of a rose tinted homage to what that genre could have been.“
Ghosted fällt also ohne Umschweife wild und hyperaktiv in Sounds in Sequence ein, die Gitarren wetteifernd mit den Vocals. Wo die Band selbst Referenzen wie Hot Cross, Funeral Diner oder Armywives anführt, verankern sich die Assoziationen manisch gebrüllt und heiser keifend tatsächlich an etwaigen 00er-Gruppen wie die frühen Blood Brothers.
Während Scenario auch melancholische Passagen einstreuen, bedienen die Achterbahnfahrten mit postrockigen Tremolo-Hymnenhaftigkeit aber tatsächlich vor allem den Post Hardcore: Der Beginn von Knavery, das später noch weitaus brutalere Schraffuren und Math-gniedelnden Tendenzen vor der verzweifelte Melodik bekommen wird, oder den leicht atonalen Gitarrenphasen von Idolatry, erinnern etwa an Standstill, als die Spanier noch in den Fußspuren von At the Drive-in unterwegs waren.
Dann wieder agiert der sich niemals festnageln lassen wollende und trotzdem stets beinahe catchy angedeutete Tumult wie in Crossroads erst einfühlsamer und tickt dann hibbelig bis in den Stakkato und Wirbel aus, nur um zur Mitte hin die Zügel losgelassen auf der Thursday-Überholspur zu nutzen. Departure lebt vor allem von seinen Dynamik-Wechseln und klingt dagegen gewissermaßen wie die Screamo-Variante von Billy Talent. Zumindest irgendwie, ein kleines bisschen, beinahe. Naja.
Der Punkt ist: Sounds in Sequence ist ein herrlich eklektisches, herrlich homogenes Kaleidoskop, das sich anachronistisch und doch auch eigenwillig genug anfühlt, um jenseits der Kopisten-Gefahr ein enorm potentes Versprechen an das Leben nach der Pandemie abzugeben.
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