Scalp – Black Tar

von am 25. Februar 2023 in EP

Scalp – Black Tar

Drei Jahre nach der ersten EP Domestic Extremity schüren Scalp ihren Weltenhass mit den 12 Minuten von Black Tar sogar noch unschöner auf Folterkeller, in denen für gewöhnlich Szene-Könige wie Nails und Full of Hell oder auch Talente der Marke Elder Devil oder Killing Pace ihr Unwesen treiben. 

Ausgereifter und schlagkräftiger bringen Cole Rodgers (vocals), Cole Sattler (bass), Luke Smith (drums) und Devan Fuentes (guitar) aus Kalifornien ihre den Blackened Grind mit Attacken aus dem Death Metal, Powerviolence, Hardcore und Crust Punk verletzenden Visionen von Agonie und Nihilismus nicht nur ausgereifter und schlagkräftiger auf den Punkt, sondern erweitern die Bandbreite auch auf ganzheitlicher Basis: die Kampfzone von Black Tar ist leidlich abwechslungsreich, aber dynamisch und wie aus einem Guss, den Spannungsbogen atemlos haltend und dennoch niemals abstumpfend.
Das beginnt beim besonders dreckig auf eine wilde Brutalität hingetriebenen, so räudig die angepisste Aggressivität in der giftigen Klangästhetik provozierenden Sound, der in seiner Hässlichkeit die aus den Lautsprechern platzend die Trademarks von Taylor Young ideal mitnimmt: die ideale Grundlage für das an sich wenig originelle, aber extrem effektiv in die Mangel nehmende Songwriting.

Yin erwacht als Intro mit grummelnden Bass und beschwörender Grunge Dunkelheit vor nervös rezitierender Sample-Panikmache, um Jesus is God als beißend verzerrten Reißwolf explodieren zu lassen – und ihn mit atonaler Leidenschaft, Noise und Groove bis zur Slo-Mo-Walze auszubluten.
Endless Relapse wechselt zwischen zurückgelehnt geschleuderter Wut und rasende hämmernder Geschwindigkeit, rührt am Ende den Pit hasserfüllt und tonnenschwer riffend an, bevor Diabetic Necrosis die Extreme in den Tempo-Amplituden sogar noch verstärkt, zu Beginn vor Tobsucht eskaliert und dann in den verschiedenen Modi der schleppenden Niedertracht skandiert. Das Titelstück verschiebt das auf Schlagzeug und Parolen reduzierte Spektrum zum Godflesh-Mantra ohne tatsächlich in den Industrial zu wandern oder seinen hirnwütig hinausgespieenen Rausch zu mildern, doch sind da Facetten im Spektrum, die so bisher noch nicht Teil des Band-Kosmos waren und für eine der erinnerungswürdigst herausragenden Szenen aus dem Gesamtpaket sorgen.

Consumer Ethics feuert Schüsse in Feierlaune und bellt seine Riffs blastend kloppend bis die kaum tiefer hängen könnenden Saiten malmen. Pollute ist eine einzige Tempo-Sünde, bremst sich in den letzten seiner 36 Sekunden nur aus purer Bosheit ein, und zeigt die inszenatorische Kraft und Energie, mit der auch das knüppeldicke Broken Vein die chaotisch fokussierte, ideale Mahlstrom-Synergie mit Young bündelt, Wendungen und Ausbrüche mit animalischer Manie zulässt, dies aber in jeder Auslage so kompakt destilliert, dass es keinerlei Längen gibt, bevor der Closer als hämmernder Affront im modrigen Feedback säuft und den Suchtfaktor der Platte mit frontaler, geradezu animalischer  Plakativität (und emotional freilich ohne eine allzu einfühlsame Bandbreite) provoziert. Keine Revolution, aber eine veritable Tracht Prügel für die Szene!

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