Savage Oath – Divine Battles
Die Szene-Allstar-Kombo Savage Oath löst mit dem epischen Power Metal ihres Debütalbums Divine Battle beinahe alle Versprechen ein, die sie bei ihrer Vorstellungsrunde 2023 gaben. Und das trotz eines gravierenden Schönheitsfehler.
Der da wäre: Der Sound der Platte ist zumindest ein subjektiver Zankapfel, weil er teilweise gefühlt wie in einem Pappkarton abgemischt wirkt. Die Vocals wirklich extrem dominant in der Vordergrund hebend, ist der Bass in der generell Lautstärke kaum individuell zu hören, während die Drums oft zu wenig physisch zur Geltung kommen und die Gitarren abseits ihrer Podest-Szene indifferent im Ganzen verschwimmen können.
Auf der anderen Seite bewahrt eine dabei belassene Rohheit Divine Battle vor dem Kitsch, den all der Pathos von Savage Oath mit seinen melodramatisch gestikulierenden Gesanglinien (über dem Sumerlands-Neustart) und schwindelfrei die Hymnik suchenden Soli und zwingenden Riffs entwickelt – in der latent entfachten Euphorie also, die, auch wenn man seine Probleme mit dem Mix und Master der Platte haben sollte, keinen Zweifel daran lässt, welch eine so richtig viel Bock machende Metal-Pirouette der herausragenden Sorte Brendan Radigan („Vocals and Lyrics“), Phil Ross („Bass and Electronics“), Leeland Campana („Lead Guitar and Lyrics for Wings of Vengeance and Savage Oath“), Carlos Llanas („Guitar“) und Ryan Mower („Session Drums“) da mit Paris Thibault („Choirs on Blood for the King and Divine Battle„) da doch dennoch gelungen ist.
Vor Power strotzend, kraftvoll zwingend und die Endorphine die Matte schütteln lassend, rasseln in Knight of the Night die Säbel und die Löwen brüllen in der Arena, die Gitarren heulen in einer überlebensgroßen Heroik, deren Opulenz wenig aufgeblasen auch Maiden-Jünger auf ihrem immer epochaler aufmachenden Weg abholen sollte. Die Performance befeuert ein genau genommen wenig originäres Songwriting so dringlich, dass die Unbedingtheit der Band ohne Diskussion packt. Da galoppiert der Pathos von Wings of Vengeance zum Husarenritt mit Saiten-Magie: Savage Oath strotzen vor Selbstbewusstsein und treten zu jeder Sekunde bestimmt auf, legen sich mit einer keinen leeren meter kennendem Leidenschaft in jede Kurve, lassen zu keinem Zeitpunkt den Eindruck entstehen, es hier mit einem Debüt zu tun zu haben, dass sich und seine Orientierung erst finden müsste. Ein Faktor, der auch in einem nahezu makellosen Albumfluß zündet.
Blood for the King drosselt Tempo beschwörender flehend, steht für die Ausgewogenheit der gesamtheitlichen Dynamik und gönnt sich dabei noch einen „Ohoooohooo“-Stadion-Flirt samt kloppender Abfahrt und schunkelnde Hymnik. Smoke at Dawn ist ein beruhigendes, synthetisches Interlude im dystopischen Regen über dem Schlachtfeld und Madness of the Crowd frickelt eilig, unerbittlich, hält das Tempo nicht nur ohne Ermüdungserscheinungen durch, sondern und sogar und ist die hauseigene Krönung für all die Ausdauer und Vehemenz. Es ist vielleicht das größte Plus der Platte, dass sie auf spür- und greifbar macht, mit welcher ansteckenden, absoluten Freude an der Sache diese Band in ihrem Metier aufgeht.
Wie routiniert der Spannungsbogen danach aber abgerundet wird, ist nahezu ebenso stark: das den Bandnamen stiftende Stück lehnt sich mit annähernden Classic Rock-Vibes in sehnsüchtiger sinnierende Medieval-Schattierungen zurück und gestaltet das Headbangen kontemplativer, wird Jack Black gefallen und vergisst mit seinem abschließenden Treiben durch den Hafen in der mystischen Nacht auch nicht auf seine imaginative Wirkung, bevor das zurückgenommene Titelstück mit Akustikgitarre und sparsamer Percussion trotz Chören eine Art folkloristischer Ausklang (samt entspanntem Flamenco-Twist) darstellt, die sich als versöhnlicher Abschluss ganz in seiner Atmosphäre wiegt – und Divine Battle auch dann zu einem fantastischen Finale führt, wenn das Gesamtwerk nicht ganz derart triumphal ausfällt, wie man sich das nach der ersten Vorstellungsrunde vielleicht erhofft hatte.
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