Satan – Earth Infernal
Seit ihrer (zweiten) Rückkehr im Jahr 2011 zelebrieren Satan eine beispiellose Renaissance, die sie zu einer der konstanteste klassischen Vertreter der NWOBHM mit Proto-Speed/Thrash-Anleihen gemacht hat. Earth Infernal setzt diesen Lauf nahezu uneingeschränkt fort.
Zwar ist Studiolangspieler Nummer 6 gefühlt das um minimale Nuancen schwächste der bisherigen vier Comeback-Alben. Das liegt zwar auch daran, dass das Songwriting diesmal etwas weniger präzise zum Punkt findet (tatsächlich ist im absolut ausfallfreien Spielfluß nur der eine oder andere Song hier etwas zu lang ausgefallen). Mehr noch aber schlichtweg an der überragenden Klasse, die Satan auf Life Sentence (2013), Atom by Atom (2015) und subjektiv vor allem Cruel Magic (2018) an den Tag legten: damit hängt man halt nicht nur die Konkurrenz ab – egal ob junge Epigonen oder prominentere Altersgenossen -, sondern im Zweifelsfall eben auch sich selbst.
Freilich ist das Jammern auf extrem hohem (extrem konstanten, extrem zuverlässigen) Niveau, denn auch Earth Infernal liefert ansatzlos ab und positioniert sich als Instant-Anwärter auf den Genrethron 2022. Immerhin sind Satan schlau genug, ihre erprobte Formel entweder vage zu variieren und damit frisch zu halten – wenn etwa Burning Portrait theatralischer schunkelt; A Sorrow Unspent den orientalischen Psychedelik-Einstieg als falsche Fährte auslegt, dann mit abstruser Gesangsunterstützung für Achillesferse Brian Ross konterkariert, und über den Call-and-Response-Part zu Iron Maiden und weiter in den Thrash findet; (das hinten raus weniger packend eingefangene) Luciferic die stellenweise fast poppigen Tendenzen des Albums mit Chor-Akzenten und Stimmungsmacher-Gesten umsetzt, oder man sich ebenso symptomatisch in From Second Sight die Bälle an Mikro und Saiten supercatchy zuwirft.
Oder es gibt mit den gallopierenden Glanztaten Ascendancy und Twelve Infernal Lords oder auch The Blood Ran Deep (das die organische, aber manchmal nicht bedingungslos zwingende Produktion der Platte auch auf ein Podest hebt), bewährte Kompetenz-Schaulaufen, während sich das Doppel aus dem nach dem schmissigen, das Tempo geschickt wechselnden Poison Elegy sowie dem eiligen Classic-Wirbelsturm The Blood Ran Deep sich postwendend in die Riege veritabler Diskografie-Highlights einreihen, und das melodische, gediegener zum Hardrock tendierende Instrumental Mercury’s Shadow die Dynamik gelungen verschiebt.
Dabei auch noch darüber zu schwärmen, was für ein göttliches Gitarrenrvirtuosen-Duo Russ Tippins und Steve Ramsey bilden, ist über vier Dekaden nach der usprünglichen Bandgründung hoffentlich obsolet: wie atemlos einem hier die tighten Riffs und schwindelfreien Soli vor den Latz geknallt werden, zaubert einmal mehr ein fettes, zeitloses Grinsen ins Gesicht, passiert aber symptomatisch ohne (ikonische) Überraschung.
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