Sanguisugabogg – Homicidal Ecstasy
Vulgar Display of Power, perfekt als effektive Gym-Rage-Banalität: Die brutalen Death Slamer von Sanguisugabogg rufen zwei Jahre nach ihrem Debut Tortured Whole ihr Potential auf Homicidal Ecstasy mit bestimmter Mine, verlagertem Gewicht und Nu Metal-Schwung ab.
Legen wir die Karten auf den Tisch: Homicidal Ecstasy wirkt ernster, konzentrierter und fokussierter als sein Vorhänger, aber dafür auch weniger variabel – alleine, dass man sich ein 80er-Interlude verkneift und sich konsequent auf die von der ersten Minute anvisierte Trefferzone abreagiert, die Stimme von Brüllwürfel Devin Swank dazu diesmal praktisch auf spitze Deathcore-Screams verzichtet (die gibt’s ausnahmsweise nämlich nur noch in Hungry for Your Insides), um sich mit fast prolletuidem Höhlenmensch-Charme durch ein gutturales „uuaaauuuaaaaauaaaa“ zu grölen, ist da ein absolutes Sinnbild dafür, dass die abseits des Moshpits zumindest zungenbrechenden Sanguisugabogg alles gimmickhafte zurückgelassen, dafür aber eine gewisse Monotonie in Kauf genommen haben. Ein guter Deal, den am Ende steht ein deutlich reifer wirkendes Werk.
Und auch keines, das so primitiv wäre, um der Eindimensionalität in die Hände zu fallen, denn praktisch jeder Song hat zumindest einen Kniff auf Lager, der der Redundanz in die Magengrube betoniert.
Die zäh groovende Abrissplanierraupe Black Market Vasectomy injiziert sich etwa einige überraschende Tempo-Impulse, was die dickflüssige Dynamik immer wieder aggressiv antaucht, während der komplett assimilierte Gastbeitrag von Aaron Heard (Jesus Piece) in Face Ripped Off das gleichförmig geröchelte Grunzen nur bedingt auflockert, bevor der Strom von Pissed muskulös blastend den Walking Man im Pit macht. Testicular Rot ist ein besonders massiver Headbanger und Skin Cushion bimmelt auf Überschall klopfend. A Lesson in Savagery poltert schlägerhaft bis zum Gore-Gebolze, während die psychedelische Texturen in Mortal Admonishment ebenso vage bleiben, wie die vertrackte Progressivität in Proclamation of the Frail.
Dass Homicidal Ecstasy mit einer Gesamtspielzeit von fast 46 Minuten gerade hinten raus (ohne in den Trademark-Schlachtplatten Necrosexual Deviant und Feening for Bloodshed per se etwas falsch zu machen) um gut eine Viertelstunde zu lange ausgefallen ist, tut dem Spaß an dieser weniger stumpfen, als etwas abstumpfenden Orgie nur minimal weh.
Denn zu jedem Zeitpunkt schafft es alleine die Produktion (von Drummer Cody Davidson), ständig am Ball zu halten: der Schlagzeug-Sound – irgendwo zwischen Thrash-Eimer-Snare und dem groovenden ersten Korn-Album im Cannibal Corpse-meets-90er-Nu-Metal-Modus – ist die restliche Standard-Kost (tonnenschwere Heaviness voller fetter Breakdowns und böser Riffs) mit extrem viel Charakter dominierend schlichtweg überragend. Die Gleichförmigkeit bekommt da einen solch dynamischen Drive, dass all die vulgäre Gewalt wirklich kein Geheimnis um die eigentlich so simple Agenda ihrer Beschaffenheit machen muss: die Fehden augenzwinkernd annehmenden Sanguisugabogghaben sich sich Homicidal Ecstasy ohne wirkliche Originalität selbst gefunden. Darauf lässt sich aufbauen.
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