Sam Fender – People Watching

Ausgerechnet Adam Granduciel bringt Sam Fender für das sinnvoll betitelte People Watching bei, wieviel Spielraum der Heartland Britrock innerhalb der Springsteen-meets-War On Drugs-Limitierungen haben kann.
Wobei der Einstieg dafür geradezu plakativ gerät. Indem die Zusammenarbeit des 30 jährigen Protagonisten und seiner ein breites Instrumentarium auffahrenden Gang an Erfüllungsgehilfen (unter anderem Dean Thompson und Joe Atkinson neben Drew Michael) mit Granduciel praktisch nichts anderes macht, als den Einstieg des 2021er-Vorgängers Seventeen Going Under einfach noch einmal aufzunehmen. Nur in besser.
Wo der Titelsong vor vier Jahren ein mit Boss-Haltung joggendes War on Drugs-Imitat war, ist auch People Watching (der Song) dies. Allerdings kommt die funkelnde Euphorie und Aufbruchstimmung über dem monotonen Rhythmus besser zum Tragen, die Melodie greift zeitloser, wirkt cinematographischer, gerade wenn das letzte Drittel der Nummer von Streichern begleitend aufblüht. Das ist pure Zuversicht!
Damit steht das Stück in erster Linie jedoch nicht exemplarisch für die Qualitäten von Granduciel an sich, denn offen gesagt ist seine (Co-)Produktion keine allzu spannende: zu glatt, um dem Material zusätzliche interessanten Reize beibringen könnend. Aber so rund, um die massentaugliche Auftrittsfläche authentisch zu erhöhen und angesichts ihrer Sättigung dennoch kein Völlegefühl auszulösen. Allerdings gibt der Sound Fender den souveränen Rückhalt, um sein Songwriting ohne offenkundige Ambitionen jenseits der Komfortzone auszubreiten und seine Entwicklung in Sachen Effektivität zu optimieren.
Ein ausgewogenerer, ausfallfreierer und variabler angelegter Roadtrip-Reigen an nostalgische Good Times-Ohrwürmern voller Pathos ist dem Mann aus North Shields jedenfalls noch nicht gelungen.
Allen voran ist die Jangle-Liebenswürdigkeit Rein Me In ist ein unbedingter Hit, derweil das höchste deplatzierte Something Heavy super gefällig die Zach Bryan-Kundschaft abholt – ohne deswegen das Niveau von Homesick erreichen zu können.
Das gemütlich bimmelnde Nostalgia’s Lie schunkelt dagegen melancholisch a la Ryan Adams, im entspannten Arm’s Length lassen sich weder Springsteens-80er-Touch, noch der Soul oder der von Transatlanticism entlehnte Gitarren-Nachhall ganz greifen. Ähnlich zurückhaltend schmiegt sich das betörende Crumbling Empire an epische Motive und Little Bit Closer balanciert friedvoll feiernd den Kitsch geschmackvoll aus.
Überhaupt ist der Umgang der Platte mit pompöseren Tendenzen exzellent. Wie Chin Up chorale Texturen und seine orchestrale Begleitung in den Dienst der Sache stellt, das mit mit Gitarren blinkende Wild Long Lie über seine feine Bridge letztlich mit Synths und Saxofon funkelnd strahlt, oder das maritim-erhabene TV Dinner – wie auch der Ausklang Remember My Name als eigentlich fabelhaft zueinander passende Big Music-Schönheiten im Doppel – eine Souveränität an den Tag legt, die jenseits der noch auf Hypersonic Missiles (2019) herrschenden Sturm-und-Drang-
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