Salem’s Pot – Pronounce This!

von am 1. August 2016 in Album

Salem’s Pot – Pronounce This!

Es ist schon ein wenig ungerecht: Während etwa Uncle Acid and The Deadbeats durch das Vorprogramm von Black Sabbath rocken, bleiben die Schweden von  Salem’s Pot auch mit Pronounce This! gefühltermaßen ein klein wenig auf der Underdog-Medaille sitzen.

Dabei haben Salem’s Pot nicht nur die stilvolleren/hässlicheren Cover, einen ähnlich verhallt-nölenden Gesang, sowie die selbe Affinität zu alten Gruselfilmen, eine gewissen Vintage-Ästhethik und psychedelischer Schlagseite wie der eigentlich schon lange seinen Einstiegslorbeeren hinterherlaufende Uncle aus England – sondern schlichtweg die besseren Songs im Angebot. Wo Pronounce This! nicht nur dem bereits so tollen Vorgänger …Lurar ut dig på prärien die Zunge zeigt (und sie außerhalb Schwedens eben auch nicht gleich bricht), hat es das Quintett eben verinnerlicht, dass es nichts schlimmeres als Langeweile gibt (irgendwo klar, bei der Enstehungsgeschichte der okkulten Stoner/Doom/Heavyrock-Kombo) und kommt mit seinen sechs neuen Tracks soundtechnisch aus dem Lo-Fi heraus entgegen und perfektioniert auch den Grad an Spielwitz noch einmal um ein merkliches Quäntchen: Die 50 Minuten dieses (je nach Zählweise) Zweitwerks sprühen förmlich Funken, so geschickt wie Salem’s Pot es mittlerweile verstehen mit immensen Unterhaltungswert so viele Wendungen und Ideen in ihre Kompositionen zu pumpen, ohne sich dafür aus der  Genre-Nische zu bewegen.

Tranny Takes A Trip rifft sich unter seinen psychedelischen Effekten mit einer tighten Lässigkeit hervor und lässt die heulenden Gitarren bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit einer Coolness strawanzen, dass selbst die „too many people in the sewers who appreciate the sun“ aus ihren Löchern kriechen und zusehen, wie Salem’s Pot die Zügel mit ordentlich Orgel-Wave unterm Hintern enger ziehen und auf die letzten Meter direkt auf die Autobahn abbiegen. Just for Kicks übernimmt da nahtlos: Als würden Electric Wizard und die Comets on Fire im Roadhouse mit enorm catchy daherkommenden Bluesrock-Unterbau Unruhe stiften, tritt die Heavyness auf Pronounce This! merklich in den Hintergrund, man groovt entspannter durch das Retro-Flair – nur um sich hinten raus umso wuchtiger in einen Doom-Wellengang zu stürzen, der sein Steuer heftig umherreißt. Abseits seiner Single-Version gönnt sich das hardrockende The Vampire Strikes Back einen exaltierten Ausflug in den nebulösen Jamrausch der sich mit geschlossenen Augen in die eigene Intensität wirft, Tempo und Gangart jedoch permanent variiert, von der hemmungslosen Abfahrt zum sinistren Spannungsaufbau absolut mühelos wechselt.

Auch wenn Pronounce This! bis zu seinem hypnotischen Finale mit dem in Slo-Mo headbangenden, immer ausufernder wuchernden Desire deutlich zurück in schwerfällige Gefilde mutiert, könnten Langzeit-Anhänger mit der Evolution der doch leichtgängiger agierenden Band hin in geradezu poppigere Gefilde freilich hadern – wie dynamisch sich Salem’s Pot auf Pronounce This! jedoch in einen regelrechten Flow spielen, gleicht einem regelrechten Rausch, dem man sich kaum entziehen kann. Das Songwriting der Band pendelt anstandslos zwischen knackiger Griffigkeit voller infektiöser Hooks und einer losgelösten Impro-Freizügigkeit, die sich mit traumwandelnder Sicherheit in das blinde Verständnis der Musiker untereinander fallen lässt. Diese Platte ist kompakt und gleichzeitig in alle Richtungen offen.
Alleine wie kurzweilig die Band etwa im knapp dreizehnminüten Coal Mind miteinander über ihre Instrumente kommuniziert, erst schwer walzend doch noch annähernd die Verwandschaft zu Kollegen wie Windhand, Cough oder Monolord offenlegt, nur um seine Stoner-Wurzeln danach kurzerhand zum atmosphärischen Space Rock zu schießen, der letztendlich wieder in der Doom-Zeitlupe landet, ist nichts anderes als ein schwindelerregender Trance-Zustand voller Überraschungen. Dass die Schweden danach mit So Gone, So Dead sogar plötzlich mitten drinnen im gemütlichen Country-Setting schunkeln, ist nicht nur für sich genommen eine runde Schönheit und im Kontext absolut stimmig, sondern auch exemplarisch für die Vielfalt dieser großartigen Platte: Salem’s Pot machen schlichtweg mehr Spaß als ein Gros der Konkurrenz. Spätestens jetzt sollte der band damit die Welt zu Füßen liegen.

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