Ryley Walker – So Certain

von am 29. Januar 2022 in EP

Ryley Walker – So Certain

Mit So Certain legt Dauerveröffentlicher Ryley Walker kein Jahr nach dem fabelhaften Course in Fable vier neue Progressive Folk-Songs vor, die den Weg seines jüngsten Studioalbums schwindelfrei weitergehen und verinnerlichen.

So Certain klingt das erstmal nicht: „i literally have no idea what im doing. but i refuse to pay a 20 something in Brooklyn to do this sales pitch for me. fuck no. i generally rip off the bands genesis, gastr del sol, and sea and cake. also a big fan of thinking fellers union local 282. i also eat a lot of bread and it gives me psoriasis. there we go!!! psoriasis!!! i suffer from psoriasis!!!!!!! yes!!!!! there’s the lede. lets get rich together. “indie rock artist and psoriasis haver Ryley Walker makes 4 pretty alright rock songs”.
Was sich seit Course in Fable also schon geändert hat, ist der Umstand, dass Walker nun seine eigenen Pressetexte schreibt und auf einen DIY-Vertrieb umgestiegen ist.

Ansonsten macht das Material von So Certain („four brand new songs. no remixes or b-side bullshit. classic EP style.“) allerdings wirklich sehr sicher – sowohl qualitativ als auch stilistisch – dort weiter, wo Course in Fable aufhörte. Das Kurzformat gefällt sich dafür im Chicago-Sound des unbändigen Folk kompositorisch als Stream of Consciousness-artiger Fluss aus schlüssigen Momentaufnahmen, der seine schmissigen Segmente so progressiv deklinieren, dass der Platte stets etwas skizzenhaftes und fragmentarisches anhaftet, indem Walker und seine virtuosen Kollegen geradezu sprunghaft zwischen all den stets unmittelbar abholenden Parts die Auslagen wechseln: Alles hier will ins Rampenlicht und unangestrengt knapp außerhalb der Fokus bleiben, kurzweiligen Ohrwurmcharakter zeigen und eine Minute später schon wieder ganz woanders sein.

So Certain Tall Tales schlängelt sich dafür butterweich und ein bisschen vertrackt geschmeidig, scheint immer einen Zentimeter von der subversiv überwältigenden Hook abzutauchen, variiert dann das Tempo zügiger und tänzelt mit einem Cello zum Jam. Trace Ghosts evoziert wieder dieses eilige Screwball-Großstadt-Flair des 2020er-Albums, addiert dazu aber eine dezent kratzende Rock-Kante in den Gitarren, bäumt sich sogar feierlich jubilierend auf und flirtet mit der Kakophonie, torkelt stapfend und verschmitzt tapsend, lässt am Ende die Zügel frei.
Der munteren Nonchalance von Second Strand will Walker es nicht zu einfach machen, lässt die Strukturen straucheln, um sich gelöst ins Broadway-Showbiz fallen zu lassen. Und Pharaoh’s Plastic wirkt dagegen geradezu impulsiv in die Mangel genommen, als kraftvolles Aufbegehren die Standards herausfordernd, beinahe brüskierend. Dass diese Songs einfach unmittelbar hinaus mussten ist zu jeder Zeit mit viel Charme, Spaß und unaufgeregter Dringlichkeit spürbar: „its a pain in the ass to wait. i do this all myself on a shoestring budget- the luxury of waiting it out is not something i can afford. i’m also impatient and hate sitting on music. its a pain in the ass to wait. i do this all myself on a shoestring budget- the luxury of waiting it out is not something i can afford. i’m also impatient and hate sitting on music.

Print article

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen