Ryan Adams – The Tracks of My Tears / Moon River
„I’ve always had such a hard time with the Moon.“ schwadroniert Ryan Adams philosophisch im selbst für seine Verhältnismäßigkeit blumigen Begleittext der Single, versammelt diese Woche dann aber zwei seiner bisher schönsten Coversongs: The Tracks of My Tears und Moon River.
„Moon River was a song I learned on that tour that reminded me of someone. A different ghost“ schreibt Adams später etwas sachlicher. Und der Henry Mancini-Klassiker ist uns ja tatsächlich schon in zahlreichen Setlists der 2023er-Solo-Acoustic-Tour begegnet, wurde bisher aber bei der Auswahl der allwöchentlichen Single-Serie stets umgegangen.
Nun aber ist es soweit, der im April des Vorjahres erfolgte Auftritt in England stellt die Interpretation als wunderschöne, traurige Klavier-Melancholie parat. Sehnsüchtig, gefühlvoll und auf unspektakuläre Weise sinnierend, leise verklingend.
Eine ergreifende Tiefgründigkeit, die durch die ideale Paarung in dieser Tranche noch verstärkt wird, weil der Übergang zu dem Smokey Robinson & The Miracles-Stück The Tracks of My Tears mit dem ebenfalls auf kontemplativen Piano-Einsatz reduzierten Wehmut ideal passt. Der Soul bleibt, zieht sich aber verletzlich bis in eine schummrige Lounge in der Dunkelheit zurück und genehmigt sich gerade noch so viel Hall auf der Stimme, dass es die authentische Eindringlichkeit nicht untergräbt
„When I learned Tracks of my Tears there were brand new ghosts in me as the first words shook loose. I had no idea. I just wanted to play a good song in Detroit [*] that was above my pay grade and see if it could paint it a little more blue. That shade of blue forever stuck in my throat, piping hot out of my harmonica or my chest when I’m hunched over a guitar or a piano forgetting who I am for a minute and just becoming nothing but the song.“ Dieses vollendete Aufgehen im Material wird tatsächlich spürbar: Wir haben es hier mit der bisher wohl feinsten Single der laufenden Serie zu tun, einer versöhnlichen Elegie. Kaum auszumalen, welche Gänsehaut ein Prime-Adams aus diesen Stücken herausgekitzelt hätte.
*: in Detroit coverte Adams die Nummer 2022 erstmals.
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