Ryan Adams – Return to Carnegie Hall
Die (mittlerweile komplett redundante) Teaser-EP hat nicht zu viel versprochen: Return to Carnegie Hall ist ein würdiger, wenngleich nicht vollends ebenbürdiger Nachfolger von Ryan Adams‘ 2015er Livealbum-Großtat.
Im direkten Vergleich zu dem satte 42 Songs umfassenden Live at Carnegie Hall kommt die knapp acht Jahre später aufgenommene Rückkehr in das Manhattaner Konzerthaus mit 30 Songs (was im Umkehrschluss bedeutet, dass einzig das am 14. Mai 2022 gespielte Lucky Now hier fehlt) oder 116 Minuten Spielzeit quantitativ zumindest relativ gesehen geradezu genügsam ausgefallen daher.
Die physische Auflage des auf 4 LPs gepressten Livealbums fällt hingegen mit einer limitierten Auflage von nur 1000 Stück tatsächlich spärlich aus. Zusammen mit dem fehlenden Europa-Vertrieb – der auch die Vorfreude auf 1985, Heatwave, Star Sign und Sword & Stone, die vier für 2024 angekündigten Adams-Alben, trübt – eine frustrierende Angelegenheit für Sammler außerhalb Nordamerikas.
Bei der Auswahl der Stücke konzentriert sich Adams in einer ziemlichen Überraschungsarmut vordergründig auf bewährte Klassiker und unkaputtbare Songs seiner mittleren Periode – was zwar bedeutet, dass er aktuellere Stücke leider etwas stiefmütterlich behandelt und bei zahlreichen Song-Überschneidungen zum ersten Carnegie Hall-Mitschnitt auch deutlich wird, dass Return trotz einer von Don Was schön archaisch und authentisch eingefangenen Produktion nicht die Wärme der 2015er-Platte erreicht – doch spielt er dieses ohne ermüdende Routine in einer intimen, ja auch irgendwie berührend beschädigten Schönheit, die unmittelbar in ihren Bann zieht und berührend, behutsam und unspektakulär tiefgründig (auch anhand mancher Makel) fesselt.
Bemängeln kann man so eigentlich nur, dass die manchmal mehr, manchmal weniger auffälligen Fade Outs nach den Songs teilweise (und vor allem zwischen den Plattenseiten, unnötigerweise selbst in der digitalen Version von Return) einfach ärgerlich sind, das weitestgehend vollständige Herausschneiden von etwaiger Interaktion zwischen Musiker und Publikum (abseits immer wieder aufbrandenden Applauses) dem Charme und der Atmosphäre abträglich ist, weil so gelegentlich beinahe der Eindruck einer 9-5-Arbeit geweckt wird, generell bei aller Fabelhaftigkeit einfach keine Magie aufkommen will (wiewohl sich im auf Gesang, Piano oder Acoustic-Gitarre sowie gelegentlicher Mundharmonika reduzierten Klangspektrum auch eine stimmungsvolle Gleichförmigkeit andeutet, die etwa in Sweet Illusions ein paar wenige Längen entstehen lässt).
Für loyale Fans ist Return to Carnegie Hall insofern wohl trotz allem besser geeignet, als für Neueinsteiger. Falsch macht man mit der Anschaffung dieser tollen Live-Platte aber so oder so nichts.
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