Ryan Adams – Prisoners
Prisoners ist eine Live-Version des 2017er-Langspielers Prisoner und neben 1985, Heatwave, Star Sign und Sword & Stone eines von gleich fünf Alben, die Ryan Adams pünktlich zum Jahreswechsel 2024 veröffentlicht hat.
Bei allem was in den vergangenen sechs Jahren im Dunstkreis von Adams passiert ist, konnte man durchaus vergessen, was für ein fantastisches Album die Scheidungs-Platte Prisoner (samt seinem kurz darauf folgenden B-Seiten-Kompagnon) doch war und immer noch ist. Eine bessere Erinnerung an diesen Umstand, als das mit einer ganz anderen Perspektive auf das Ausgangsmaterial aufwartende Prisoners, hätte man sich nun kaum (oder höchstens in Form eines allumfassenden Komplettpakets der damaligen Sessions samt dieser Live-Aufnahmen hier als Sahnehaube) wünschen können.
Adams subtrahiert bei seiner (wahrscheinlich im Mai 2022 in Boston aufgenommener und nachträglich mit Overdubs ausgeschmückten) Performance jedwede Rhythmussektion, reduziert das Geschehen auf den Minimalismus aus (leidenschaftlich intonierten, im Dienst der Gesamtästhetik stehenden) Gesang und eine Acoustic-Gitarre, die über ideal ausbalancierten 80er-Synthie-Flächen gebettet werden. Wie fabelhaft dieses Arrangement funktioniert, lässt sich etwa im subtile Akzente setzenden Doomsday betörend nachhören.
Nur ausnahmsweise wird die Klangpalette ausgeweitet: in Prisoner, dem Highlight mit Beth, Rest-Vibe wo eine Mundharmonika und Rhoades-Piano sowie ein ausufernd smoothes, verführerisches Saxofon-Solo das Spektrum ganz prächtig auffächern, und in Tightrope, wo eben diese Instrumente noch von einem Windspiel oder Möwen-am-Meer-Field Recordings, sicher aber durch den Nachhall einer spartanisch im Hintergrund einsetzenden Drummachine unterspült werden.
So lebt Prisoners von einer ruhigen, zurückgelehnt traurigen Stimmung und nachdenklichen Aura, die durch den warmen, klaren Klang der Aufnahme noch zusätzlich an intimer Geltung gewinnt.
Das die Songs (im Gegensatz zu Return to Carnegie Hall) im nahtlosen Fluss gemixt sind, sorgt zusätzlich für eine fesselnde Tiefe. Schade nur, dass das Publikum höchstens artig zum Ende jedes Songs applaudieren darf, sonst aber, auch ohne jedwede Interaktion mit der Menge von seiten Adams‘, nur bedingt eine richtige Konzert-Stimmung aufkommen will.
Doch das passt schon, auch so ist die Atmosphäre der Platte bestechend und Prisoners von der Güteklasse, sich ganz neue in die Songs von Prisoner verlieben zu können (und sich notfalls noch nicht einmal dafür entscheiden zu müssen, welche Version man inniger ins Herz schließen mag).
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