Ryan Adams – Prisoner

by on 24. Februar 2017 in Album

Ryan Adams – Prisoner

Während Mandy Moore sich in das vor Emotionalität übergehende NBC-Melodram This is Us stürzte, laboriert Ryan Adams immer noch an einem gebrochenen Herzen und verarbeitet die Scheidung mittels eines zutiefst traditionellen Breakup-Albums.

1000 jabs later, what we made for fun has been made to be something else. Learning to share less.Thanks but not gonna cover an album again.reüssiert Adams das gerade einmal zwei Jahre alte Taylor Swift-Tribut [amazon_link id=“B0160YYMZ8″ target=“_blank“ ]1989[/amazon_link]: Eine unter Wert verkaufte Kurzweiligkeit, die polarisieren musste und nur zu leicht missverstanden wurde.
Um derartig unnötigen Irritationen diesmal vorzubeugen, deklariert Adams gleich vorab den Antrieb hinter Prisoner, seinem mittlerweile auch schon 16. Studioalbum: „I started writing this record while I was going through a very public divorce, which is a humiliating and just a fucking horrible thing to go through no matter who you are. To be me and to go through that the way that I did was destructive on a level that I can’t explain. So a lot of extra work went into keeping my chin up and remembering what I did and what I loved about who I was.“ Der gerne so divenhafte Adams, ein „Prisoner for [your] love„, spielt also nach der Trennung von Moore 2015 ohne überhöhte Gesten mit offenen Karten.

Wo Prisoner alleine lyrisch ein durch und durch klassisches Breakup-Album geworden ist, das einen depressiv anmutenden Adams mit einer fast schon irritierend aufrechten Haltung durch Erinnerungen an bessere Tage und leere Wohnungen schweifen lässt, jedoch immer dann am erdrückendsten nachwirkt, wenn er nicht an der verlorenen Liebe loslassen kann und sich neue Chancen und Anfänge ausmalen möchte, positionieren sich die (mit Hilfe von Produzentenikone Don Was) aus einem Pool an 80 neuen Kompositionen herausgefilterten 12 Songs der Platte stilistisch anstandslos im Windschatten von Bruce Springsteen und Tom Petty.
Prisoner artikuliert klassischen Heartland Rock, der den Country mit viel Gefühl in das Stadion lotst und dabei einen immanenten Classic-Vibe hofiert, quasi direkt an die selbstbetitelten Platte von 2014 anknüpft und seine Trauer mit einer gehörigen Prise Nostalgie aufarbeitet.

Das beginnt im noch etwas hakelig eröffnenden, aber knackig an Bord holenden Do You Still Love Me? – einer über sein Vintage-Orgelmeer gespalten Stop-and-Go-Powerballade samt etwas unorganischem Solo, dem nicht nur die titelgebende Frage unter den Fingern brennt. Adams muss sich erst warmspielen, lässt danach aber mit beachtlicher Treffsicherheit die Hits zwischen Trostspendern und Selbstgeißelungen von Stapel.
Das betont bodenständige Doomsday, das verhaltener agierende Anything I Say to You Now oder das luftige We Disappear rocken da etwa mit verträumten Schlafzimmerblick, kanalisieren eine 80er-Wegmut im Stile von The War on Drugs, während die Saiten geradezu britisch Richtung Johnny Marr perlen. Auch der feine Titelsong hat dängelnde halbkustische Gitarren (etwa: The Smiths dängeln mit Real Estate), allerdings auch versöhnliche Chöre und eine noch sehnsüchtigere Gangart – ein zurückgelehntes Milieu, in dem sich der Adams’sche Herzschmerz noch besser als in den Rocksongs setzt.

Überhaupt sorgen grade die ruhigen Momente für die emotional unter die Haut gehendsten Szenen. Im zurückgenommenen Haunted House lässt Adams die Intimität des ehemals gemeinsamen Zuhause schweren Herzens hinter sich und blickt in einen sanft glitzernden Sternenhimmel, die Shake it Off-Anlehnung Shiver and Shake legt sich ätherisch und gefühlvoll in eine auf den Hinterbeinen stehende Schönheit.
Tightrope setzt sich wiederum an das wärmende Lagerfeuer und Broken Anyway verweigert sich der exzessiven Ekstase, während To be Without You schonungslos kapituliert: „It’s so hard not to call you/ Thunders in my bones out in the streets where I first saw you/ When everything was new and colorful, it’s gotten darker/ Every day’s a lesson, things were brighter before/ Nothing really matters anymore/…/I feel empty, I feel tired, I feel worn/Nothing really matters anymore„.

Da schwofen dann die flehenden Mundharmonika-Arrangements neben feingliedrigen Slidegitarren in bester Genre-Manier- nur das Saxofon im wunderbar soulig ausklingenden Tightrope sorgt für den Ansatz einer Überraschung. Die gewisse Vorhersehbarkeit, die zugegebenermaßen über dem so demonstrativ in das Erbe alter Klassiker gebauten Prisoner schwebt, wird dann allerdings mühelos durch die bestechende Qualität des zuverlässigen Songwritings gestemmt, das zumeist gekonnt um kitschige oder pathetische Szenen herum manövriert. Auch wenn nicht jeder dieser Meinung ist: Adams liefert hier einige seiner stärksten Songs überhaupt – scheitert dann aber doch daran, diese in Summe in eine Liga mit Platten wie [amazon_link id=“B0009OANHM“ target=“_blank“ ]Cold Roses[/amazon_link], [amazon_link id=“B000P29B1W“ target=“_blank“ ]Easy Tiger[/amazon_link] oder [amazon_link id=“B01B2YM76W“ target=“_blank“ ]Heartbreaker[/amazon_link] zu hieven.
Es ist da weniger ein Manko, das vereinzelte Selbstgefälligkeiten wie Breakdown einen Hang zum gefälligen Plätschern offenbaren, weil Adams gleich darauf eine bärensanfte Umarmung in Form des (auch lyrisch) überragenden Outbound Train hinterherschickt, als dass Adams die Produzententätigkeit lieber hätte abgeben sollen. Regelrecht veteranenhaft baut der 41 Jährige seinem Trennungsschmerz eine gewisse Wohlfühlzone, die man sich kaum erarbeiten muss, er schleift allzu viele gravierende Ecken und Kanten mit einer universellen Eingängigkeit ab. Doch derart sauber, aufgeräumt und reibungslos wie Prisoner soundtechnisch daherkommt, sind schließlich die wenigsten Trennungen.

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