Ryan Adams – Livin‘ on a Prayer / Atlantic City

von am 28. Juli 2024 in Reviews

Ryan Adams – Livin‘ on a Prayer / Atlantic City

Das Artwork für die seinerzeit natürlich ideal auf New Jersey abgestimmten beiden Coversongs Livin‘ on a Prayer und Atlantic City ist ziemlich geil. Und die exakt entlang der Erwartungshaltung ausgelegte Acoustic-Darbietung der Musik dahinter stimmt auch.

Ryan Adams stellt im gewohnt ausführlich philosophierenden Begleittext zu seiner allwöchentlichen Cover-Single diesmal durch Desmond Child nicht nur Querverbindung zwischen Bon Jovi und Springsteen her, sondern auch zu zwei anderen seiner Herzensbands: „Living on a Prayer gets a pass because it’s a KISS song. Seriously. Crazy Nights and some of the KISS era that had Desmond Child writing with KISS was an obvious cannon loaded with a hit verse and when the chorus came in it was like a separate hit.
This guy knows how to get your blood pumping. So while Living on Prayer is not recommended by most doctors or nutritionists, it’s worthy to note the juxtaposition here“ nur um dann expliziter zum Punkt zu kommen: „Bruce’s song mentions “the chicken man” getting “blown up” and Bon Jovi are eating hail Mary’s. (…) What I love about them is that one is a desperate attempt at an arena song. The other is as intimate a back street post heist head down lament as ever was written.
They would both never sound as good as they might if Oasis did a cover. For now, here’s mine.

Ließt man den beigestellten Text von Adams und sieht, wie der Songs auf etwaigen Streaming-Dienste gelistet ist, fällt übrigens auf, dass der Titel des Bon Jovi-Klassikers nur beim Artwork und der Platten-Namensgebung einer originaltreuen Verneigung unterzogen wurde, sonst aber als Living on a Prayer firmiert.
Vielleicht, weil Adams die episch erhebende Stadion-Hymnik des Evergreens mutwillig dekonstruiert. Er spielt die Nummer abgekämpft und in einer einnehmenden Balance aus trostlos resignierender Durchhalte-Stimmung mit dem melancholischen Blick nach vorne, während die Mundharmonika heult.
Was auf den ersten Blick etwas bemüht wirken kann, spätestens auf den dritten aber ziemlich gut funktioniert, (nicht nur) dem Publikum merklich gefällt und der Interpretation einen eigenwilligen Verve mit auf den Weg gibt, die Adams Trademarks erfolgreich über eine eigentlich uneinnehmbare Ikone von Song legt.

Atlantic City ist danach eine weniger spannende Wahl als Archiv-Sichtung, weil Adams das Stück ja unlängst erst auf Nebraska als Studio-Version (besser) darbot – und sich dabei nicht allzu weit von dieser Live-Variante bewegte. Solo auf der Bühne fehlt in dieser reduzierten Darstellung hier nun der grundierende Bass und hinten raus die Synthieschwaden, die einen archaischen Beat lostreten. Das kann auch eine generische Mundharmonika-Beigabe nicht aufwiegen.
Doch selbst wenn Adams sich der Nummer schon essentieller angenommen hat, und der Mehrwert in dieser Stripped Down-Perspektive geringer ist, kann er den Song freilich per se einfach – weswegen die dieswöchige Ausgabe der Single-Serie auch in Summe zu den besten der Reihe gehört.

 

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