Ryan Adams – Heatwave
Heatwave ist neben Prisoners, einer Live-Version seines 2017er-Langspielers Pri
Die Love is Hell-Schnute zieht DRA am Selfie-Cover zwar nicht von ungefähr, doch ist es noch viel aussagekräftiger für die Ausrichtung der Platte, dass Heatwave mit Lies – einem wuchtigen hingeschmettertem Punkrock, basierend auf einem simplen Riff und einer catchy Hook, kurz und knackig – dort beginnt, wo 1985 mit dem aus dem Rahmen fallenden Stoned Alone selbst nicht enden wollte.
Auch, dass Lies ein Highlight auf 1985 gewesen wäre, lässt auf das größere Ganze schließen: ganz allgemein ist Heatwave die etwas bessere Alternative zu dem salopp rabaukenden Album-Geschwisterchen geworden – indem es ähnliche Ziele mit runder zu Ende gedachten Songs verfolgt.
Wobei gerade dieser Umstand paradoxerweise auch für die relative Achillesferse des Albums sorgt: Die Fallhöhe scheint für Heatwave absurderweise höher zu sein, weil das vergleichsweise hingerotzte 1985 eben „nur“ wie eine nonchalante Spinnerei aus demonstrativen, plakativen Einzelsongs wirkt, wohingegen die hier aufgefahrenen rund 40 Minuten wie ein ernsthafter in Angriff genommenes, den Schulterschluss zum regulärer anmutenden Adams-Schaffen suchendes Album auftreten, dem zudem, wo das unausgegorene 1985 in seiner Attitüde durch den Lo-Fi-Sound profitiert, die plastikartige, unorganische Produktion zuwider läuft.
Alleine wenn der Gesang, ganz nach modernen DRA-Manierismen, im Hall ersäuft (in dem einen auf solide klopfende Stones machendem Titelstück, dem 08/15-Rocker Supernatural Fake, oder dem bluesig die Mundharmonika schier endlos kreisen lassende Mäandern I’m Insane (Again), wo die Vocals so weit phasenverschoben werden, dass es nervtötend grotesk wird) untergräbt das das Potential des Materials einfach frustrierend.
Über weite Strecken spielt Adams dieses Fünftel seiner Neujahrsstafette jedoch trotzdem routiniert nach Hause – also zum gehobenen Mittelmaß, in dem sich einige seiner Platten der vergangenen Jahre einpendeln.
Mercy drängt mit hippieskem Unterton in den (Wind)Schatten von Hardrockern wie Wolfmother oder Greta van Fleet, Angel stackst bluesiger zum Desert Rock’n’Roll – oder hat zumindest ein schroffes Element samt Ausrichtung, die Queens-Fans wie eine Reminiszenz an die 60er vorkommen könnte. Das flott polternde Why hätte mit seinem Heartland-Feeling auch auf Sword & Stone gepasst, I‘m Sorry ist ein schmissig funktionierender Standard mit Hit-Qualität (auch Adams hier, oder in der auf dem Highway joggenden Parade-Single True Love, zu vorhersehbar auf die Schlichtheit langgezogener Vokale im Refrain vertraut).
Too Late hält die Geschwindigkeit leicht entrückt und serviert eine schunkelnde Vorstellung davon, wie Brandon Flowers eventuell klingen hätte können, wenn er Interesse daran gehabt hätte, Gaslight Anthem zu übernehmen und zum poppigen Indierock umzulenken.
Walls adaptiert mit androgynem Gesang This Night Has Opened my Eyes, derweil Already Gone seinen Tribut von den Smiths deutlicher Richtung Johnny Marr rückt, und The Blue Canoe wirkt wie der einfältige Teenie-Singalong-Versuch, einen auf Ty Segall zu machen, bevor 5th Avenue mit einer verführerisch unkonkret flanierenden 80er-Nostalgie schimmert und für ein überraschend versöhnliches, jedoch stimmiges Finale sorgt.
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