Ryan Adams – Another Wednesday

von am 15. Februar 2025 in Album

Ryan Adams – Another Wednesday

Wednesdays ist das beste Album, das Ryan Adams in den 00er Jahren veröffentlicht hat (und bei aller Liebe wohl auch haben wird). Trotzdem erschien die Aussicht, dass der Musiker nur vier Jahre nach dem Release der Platte einen neuerlichen Blick auf das Material werfen wollte, schon bei der ersten Ankündigung von Another Wednesday wie eine nicht unbedingt essenzielle Idee.

Wobei das mit Ankündigungen und letztendlichen Tatsachen ja grundsätzlich ohnedies so eine Sache bei Adams ist. Fast schon traditionellerweise gehen folgerichtig auch diesmal die Dinge auseinander, die er über seine Social Media-Präsenzen zumindest suggeriert hat, und dem, was sich der Fan letztlich ins Regal stellen kann (- wahrhaftig übrigens: die physischen Versionen von Another Wednesday scheinen – nebenbei erwähnt – im Gegensatz zu Teilen der 2024er-Veröffentlichungsflut tatsächlich bereits fabriziert zu sein).

The new collection curated by Adams breathes fresh life into the record, offering fans and newcomers a chance to experience the album in a new perspective. Featuring refreshed takes on some of the original track listing, Another Wednesday reinvents the sound and spirit of the album. The re-work includes a selection of thoughtfully chosen cover tracks—paying homage to the music that inspired the original album’s creation.“ heißt es also im (mutmaßlich wieder von Adams selbst verfassten) Beipackzettel.
Nüchtern betrachtet haben wir es bei Another Wednesday mit Live-Mitschnitten von Adams (im Regelfall mit Gitarre, in einigen wenige  Fällen am Piano sitzend, und noch seltener die Mundharmonika auspackend) auf Solotour zu tun, zu denen im Studio nachträglich Streicher-Overdubs hinzugefügt wurden. Das Publikum ist spartanisch hier und dort zu vernehmen, ohne eine wirkliche Konzert-Atmosphäre zu erzeugen. Also eine ähnliche Arbeitsweise, wie sie das (vorab besser kommunizierte) Prisoners anbot.

Das Sequencing ist ein anderes, als auf WednesdaysWho Is Going to Love Me Now wurde ein verkürzter Titel gegönnt. Allerdings fehlt Lost in Time nun, derweil die (stimmig in den Fluss passenden, sich aber genau genommen kaum von der – mittlerweile offenbar von Streaming-Diensten verschwundenen – Cover-Single aus dem Vorjahr unterscheidenden) Interpretationen der Klassiker Moon River und Track of My Tears den Reigen vervollständigen – wer auf die Inklusion etwaiger Wednesdays-Outtakes gehofft hat, könnte also enttäuscht werden.

Abseits des Zankapfels namens Erwartungshaltung ist Another Wednesdays dann aber doch eine schöne (wenn schon redundante, dann diesbezüglich im besten Sinne zu verstehende) Bereicherung des Adams-Katalogs geworden.
Die Streicher schmiegen sich meist ohne zu viel Kitsch durchaus gefühlvoll akzentuiert an die reduzierten Versionen und zeigen eine versierte Balance. Begrüßenswerterweise übertreibt Adams es (stimmlich überzeugend, wenngleich nicht glänzend) auch nicht mit dem Reverb auf der Stimme – alleine das ist in heutigen Zeiten ja schon was wert.
Zwar ist deswegen keine einzige der Another Wednesday-Versionen besser als die liebgewonnenen Originale von Wednesdays. Aber eine schöne Alternative sind dennoch, weil das Material einfach per se super ist, und die Inszenierung hier sich eigentlich auch optimal an dessen melancholische Ruhe und intimen Ästhetik schmiegt. Mit kaum objektiver Fanbrille also:


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