RVIVR – Bicker and Breathe

von am 1. November 2014 in EP

RVIVR – Bicker and Breathe

Ein kleiner Nachschub an Ohrwürmern und Hits, der Stärken unterstreicht und auch neben bereits beschrittene Wege blickt. Dazu die Bestätigung: Keine Band zaubert dem Pop-Punk aktuell ein derart breites Grinsen aufs Gesicht wie RVIVR es tun.

Dass das Quartett (diesmal mit Chris Bauermeister am Bass und abseits des klassischen Bandinstrumentariums auf jedwede Ausschmückungen verzichtend) gleich eine neue Ep vorlegen, um die aktuelle Tour mit zusätzlichem Zündstoff zu verzieren hätte es genau genommen gar nicht gebraucht, weil zumindest das grandiose Zweitwerk ‚The Beauty Between‚ aus dem letzten Jahr ja immer noch so hell und herzig im Rückspiegel strahlt. Neues Material aus dem hause RVIVR ist aber natürlich immer eine enorm feine Sache, auch, weil jeder der hier aufgefahrenen 5 Songs durchwegs eine Bereicherung für zukünftige Setlisten darstellt.
Bereits der enorm schmissige Vorabtrack ‚Goodbyes‚ strotzt da nur so vor Energie und Spielwut, bringt da mit seinem enthusiastisch um die Wette sprintenden Wechselgesang von Erica Freas und Mattie Jo Canino, den verschmitzte supercatchy-rauchig daherkommend Melodien, süßen Gitarrenläufen und galoppierenden Rhythmen alle Stärken der Band hochinfektiös auf den Punkt. Dass sich RVIVR daneben aber ganz und gar nicht auf verdienten Lorbeeren ausruhen ist im Grunde aber sogar noch besser.

Mit ‚20 Below‚ eröffnet der längste Song der Platte, ein flottes Pop-Punk-Gaspedal mit direktem Zug zum Ohrwurmrefrain, Freas und Canino tauschen immer wieder die Rollen, treiben sie sich gegenseitig voran. Zur Mitte hin täuscht die Band eine Bridge an, öffnet den Song aber erst hinten raus so richtig – dass RVIVR als Appendix nicht trotzdem noch einmal den Refrain ankleben zeugt dann von einem immensen Maß an Stil. ‚In Waves‚ nimmt dagegen das Tempo zurück und zelebriert eine hymnischen Grundgetragenheit, in der Melancholie einen nicht zum Trauerkloß machen muss, während sich ‚The Sound‚ dann  regelrecht episch immer weiter aufbäumt: Große Klasse mit Ausblick auf künftige Zenitleistungen. Verhältnismäßig wertkonservativ ziehen RVIVR dagegen mit dem abschließenden Titeltrack die Zügel wieder enger, und servieren – natürlich – den nächsten charismatischen Hit.
Der ‚Bicker and Breathe‚-EP gelingt so der imposante Spagat alte Tugenden mit einer beispiellosen Ungezwungenheit aufzutrumpfen und gleichzeitig das Songwriting der Band um feine Nuancen weiter voranzutreiben. Oder anders: RVIVR schaffen es anhand dieses herzigen Intermezzos sogar noch eindrucksvoller/müheloser als bereits mit ‚The Beaty Between‚ selbst  Genrefremde Hörer anstandslos an den Haken zu kriegen; dass Szenetiger sich für den Genuss dieser 17 Minuten vorsichtshalber gleich ein zweites Höschen zum Wechseln einpacken sollten, das versteht sich da wohl von selbst.08

Bandcamp | Vinyl LP via Rumbletown (US) | Vinyl LP via YoYo Records (EUR)

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