Rotten Sound – Apocalypse

von am 10. April 2023 in Album

Rotten Sound – Apocalypse

Die zeitliche Spanne zwischen zwei Veröffentlichungen wird immer länger, doch das qualitative Niveau bleibt (auch durch diese Geduld fordernde Maßnahme?) konstant hoch – und Rotten Sound mit Apocalypse eine Bank im Grindcore-Game.

Gerade einmal zwei Alben haben die Finnen (neben ebenso vielen EPs) in der 10er-Dekade veröffentlicht, der Apocalypse-Vorgänger Abuse to Suffer ist tatsächlich schon sieben Jahre her (und markiert damit die längste Alben-Pause in der heuer dreißigstes Jubiläum feiernden Bandgeschichte).
Doch das Credo lautet eben Qualität statt Quantität, Rotten Sound machen keine halben Sachen und lassen sich ihren Anteil an dem gefühlten Momentum einer Grind-Renaissance nicht nehmen: Apocalypse klingt unverbraucht und aggressiv, hungrig und angepisst, reißt seine hässliche Intensität mit einer Oldschool-Kante, die frappant an die Götter von Nasum erinnert. Mit einer superdruckvollen Produktion, die absolut präzise und eigentlich auch sauber trotzdem eine rohe, dreckige Kante behält, werden mit einer irre dichten Kompression (was vielleicht nicht jedem gefallen wird) alle Stärken der Band hervorkehrt, vielleicht sogar inszenatorisch gesehen auf den Punkt gebracht wie nie zuvor.

Das seine Beine selten von den Gaspedalen nehmende Songwriting des achten Studioalbums hält da locker mit, tackert und blastet und hetzt wie ein tollwütiger Kerosin-Berserker, der gerade in Summe extrem effektiv funktioniert, und auch ohne ikonische Szenen immer wieder prägnant aufzeigt und die Schlaghärte variiert.
Sharing flicht etwa einen malmenderen Groove ein und Suburban Bliss destilliert die crustpunkige Attitüde der Band, Breach forciert das hemmungslose Chaos in der Dringlichkeit. Newsflash zeigt auf, wie geil die Riffs hier immer wieder eigentlich sind, bevor Digital Bliss den Pit stiernackig ankurbelt. Denialist beginnt als heavy gedrosseltes Ringelspiel, das irgendwann von der Tarantel gestochen wird und Fight Back biegt zur Breitbeinigkeit ab, derweil sich Ownership einen Death-rockenden Einschub gönnt und Inflation den Twist in den brutalen Hass nimmt.
All diese Facetten fallen im atemlosen Tempo und der Kompaktheit (kein Song knackt diesmal die 2-Minuten-Marke: herrlich!) entlang einer gehörigen Portion Optimismus auf inhaltlicher Ebene und performancetechnischer Furiosität nicht aus dem Rahmen: Apocalypse ist vielleicht kein aufregender Impuls für das Genre, aber eine fast nonchalante Machtdemonstration, die mehr als nur erwartbar stark ausgefallen ist – effektiver waren Rotten Sound sogar seit Exit nicht mehr.

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