Rome – The Lone Furrow
In den knapp 15 Jahren, die Jérôme Reuter gefühlt ebenso viele Alben unter seinem Bandbanner veröffentlicht hat, konnte man freilich die Übersicht über das Werk von Rome verlieren. The Lone Furrow diens insofern auch dank der aufgefahrenen (und keineswegs für die zugrunde liegende ausrichtung repräsentative Metal-)Gästeliste als Hingucker.
Insofern wird es aber dennoch auch schwer, ein enttäuschenderes Feature, als jenes von Joseph D. Rowland in Making Enemies in the New Age, zu nennen – immerhin wird der Pallbearer-Mann in diesem esoterischen Spoken Word-Interlude ohne nennenswerte Duftmarke praktisch komplett verschenkt, zumal das Stück selbst wenig essentiell im Kontext wie ein belangloser Mitläufer wirkt.
Ein Umstand, der zumindest nicht gänzlich unerwartet kommen musste. Dass Rome-Alben zu hören schließlich schließlich immer auch bedeutet, einer Füllmenge an Intermezzi ausgeliefert zu sein, daran ändert sich nämlich auch auf The Lone Furrow nichts. Zwischen dem Rahmen aus Masters of the Earth (mit Aki Cederberg) und A Peak of One’s Own, der orchestral gestützt von zwitschernden Field Recordings immer bedrohlicher anwächst, gibt es diesmal zum Audiobook tendierende Ausflüge in dem subtilen Ambient (The Weight of Light) oder Erzählungen vor dem Hintergrund einer geloopten Pianomelodie (The Lay of Iria – mit Michael V. Wahntraum von Harakiri for the Sky). Was allesamt stimmungsvoll aufgeht, dann aber doch auch dazu beiträgt, dass das Album als Ganzes sich einige weniger zwingende Momente gönnt, der Fluss immer wieder ein wenig mäandert.
Gravierender ist aber ohnedies die Masse um dieses Bindegewebe, die den global weiterreisten Neofolk des Luxemburgers diesmal so eingängig und griffig gestrickt zeigt, wie selten. Daher die akustische Ader dafür jedoch meist formelhaft von hymnischen Melodien, ausladenden Arrangements und markanten Martial Industrial- Rhythmen untermalt wird, zeigen sich die aufgeräumten Kompositionen aber auch zu vorhersehbar gestrickt, folgen dem immer selben Muster, und sind deswegen einfach auszurechnen, während Reuter mühelos vom Englischen ins Deutsche wechselt, sogar ins Französische und Polnische wandert.
Insofern ist es gerade angesichts der vertretenen Gästeriege durchaus frustrierend, dass Rome sich diese Schar und Metal-Ambivalenz nicht als kreative Reibungspunkte zunutze macht, sondern nur als kantenlose Stafetten in die ausschmückenden Facetten der Songs packt.
Dass The Lone Furrow so verdammt viel Potential liegen lässt, bleibt die grundlegende Qualität der Platte allerdings keineswegs vollends aus. Der mittelalterlich schreitende, polternd Folk Rock von Tyriat Sig Tyrias holt ansatzlos ab, bevor Ächtung, Baby! (mit A.A. Nemtheanga von Primordial) als noch flotterer, erhebender Zug nach vorne den vielleicht klarsten Ohrwurm liefert. Im rhythmisch stampfenden The Angry Cub mit seinen orchestralen Texturen darf Behemoth-Boss Nergal als größte Prominenz hinten raus okkulte Beschwörungsformeln anbieten – sein Me and That Man-Projekt ist ästhetisch ohnedies nicht weit hiervon entfernt. Kali Yuga Über Alles lauert abwartend auf den Chant, das elegante Lagerfeuer On Albion’s Plain zögert den Einsatz der Drums lange raus. Palmyra ist ein Streicher-Meer als schwelgendes Chanson samt Igorr-Chanteuse Rïcïnn als sphärische Träumerin und Obsidian der pathetische Abschied, nuancierter als vieles hier, aber im Grunde nur auf andere Weise brachial, als seine offensichtlichen Song-Kollegen.
Die zurückgenommenen Akustiknummer The Twain wächst hingegen bescheiden zur feierlichen Mitternachtshalbballade, wie sie für Crippled Black Phoenix längst zum Roulette geworden ist – wie großartig könnte bei der Gelegenheit eine Karambolage von Reuter mit Greaves sein? Eventuell ja bei einem der nächsten Studioalben – die man so dann hiernach auch definitiv wieder auf dem Schirm haben wird.
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