Rolling Blackouts Coastal Fever – Sideways to New Italy

von am 10. Juni 2020 in Album

Rolling Blackouts Coastal Fever – Sideways to New Italy

Rolling Blackouts Coastal Fever bieten auf ihrem Zweitwerk Sideways to New Italy harmlos-liebenswürdigen Indie Pop mit Jangle-Tendenzen, der zeigt, dass auch die beiläufigste Nettigkeit ohne gravierende Ambition wenig wert ist.

2018 servierten die Australier mit Hope Downs ein Debüt, das ihm Feuilleton durchaus reüssieren konnte, damit aber eigentlich nur umso mehr die Gewissheit bestärkte, dass Indie-Newcomer bis auf wenige Ausnahmen seit gut einer Dekade praktisch nichts relevantes mehr zum Genre-Aufguss beizutragen haben: Selbst die lange aus der Sichtweite der Heydays verabschiedeten Platten zahlreicher früher 00er-Helden wissen heute noch eher zu überzeugen, als viele aktuell durchs Hype-Dorf getriebene Säue. Objektiv liegen die Probleme, die man mit der Ecken-und-Kantenlosigkeit des Quintetts haben kann, zwar sicher auch bis zu einem gewissen Grad wohl an einer grundlegenden, subjektiven Abgestumpftheit samt verklärender Nostalgie der Szene gegenüber – doch wann hatte der Indierock zuletzt wirklich aufregende oder gar ikonische Szenen zu bieten?

Rolling Blackouts Coastal Fever wissen darauf weiterhin keine Antwort, was aber schon so passt. Immerhin begegnen sie als einer der besseren Vertreter ihrer Gattung nun auch mit Sideways to New Italy weniger einer überschwänglichen Euphorie, als vielmehr einem unaufgeregten Wohlwollen, was sich nun aber nicht umgekehrt proportional zur Qualität der Platte ausdrücken soll. Tatsächlich sind die 40 Minuten der Platte rundum kompetent ausgefallen, entwaffnend schrammelnd und harmonisch einnehmend. Die Melodien gehen sofort ins Ohr, sind in ihrem zumeist sonnigen Gemüt auch mit einer unbeschwerten Lockerheit ausgestattet, die man sympathisch finden muß – gerade selektiv auf einzelne Highlights beschränkt: vor allem She’s There, das flotte Cars in Space, Cameo oder das entspannter tänzelnde Falling Thunder wissen absolut zu überzeugten, machen speziell für sich genommen Spaß und reklamieren bereits jetzt einen fixen Platz auf kommenden Sommer-Mixtapes für sich, während tatsächliche Ausfälle in der Diskografie der Band weiterhin nicht auszumachen sind.

Gleichzeitig muss manisch jedoch selbst in diesen Fällen fragen, was die Triebfeder einer Band ist, die gefühlt derart unkaschiert keinerlei Ambition erkennen lässt, als das Formatradio mit unverbindlichen, neben den Singles auch ins generische abdriftenden Singalongs in jenen Phasen des Airplays auszufüllen, wenn der Übergang von Real Estate (alleine Beautiful Steven) zu etwas rockigeren Vertretern der Szene erfolgen soll.
Das gilt für Sideways to New Italy vor allem am Stück konsumiert, wenn das zu brave Album ohne Reibungspunkte eine nebensächliche Sammlung von stets ein wenig zu belanglosen Nummern zu werden droht, deren immanente Harmlosigkeit ebenso liebenswürdig wie frustrierend an der Egalität ein wärmendes Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Das ist in seiner unbeschwerten Eingängigkeit ohne jeden Aufwand gut zu finden, klar, aber eben ohne evozierende Leidenschaft in der Wahrnehmung auch ebenso schnell wieder vergessen (weswegen der halbe Punkt zur Aufwertung dann auch schweren Herzens nicht spendiert werden will).

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