Róisín Murphy, Ruf Dug [03.03.2024: Orpheum, Graz]
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Róisín Murphy besorgt im Rahmen ihrer Hit Parade -Tour dem Elevate Festival in dessen Jubiläumsausgabe das Abschluss-Konzert – nein wahrscheinlich sogar: das absolute Konsens-Dance-Pop-Highlight!
Der angegebene Timetable für die (trotz nicht unbedingt günstiger Ticketpreise) ausverkaufte Veranstaltung im Orpheum (bei dem es soundtechnisch wie immer nichts zu beanstanden gibt) ist für die Tonne: Ruf Dug beginnt schon deutlich vor 20.00 Uhr und legt (nach einem Fake-Abgang kurz vor dem eigentlichen Schluss bis) neun auf, wobei sein DJ Set durchaus geschmackvoll und kurzweilig unterhält.
Am meisten Anklang findet es dabei, wenn sich abstrahierte Ahnungen von popkulturell ikonischen Szenen aus dem Hause Depeche Mode oder Beatles in den Verlauf mischen, während sonst wohlwollendes Kopfnicken den überschaubaren Bewegungsradius des (zumindest unterschwellig merklich ungeduldig) auf Róisín Murphy wartenden Publikums bestimmen.
Wirklich still steht ab halb zehn allerdings niemand mehr. Murphy eröffnet da nämlich mit Pure Pleasure Seeker aus der Umkleide heraus im Stakkato über die Leinwand und legt darauf aufbauend eine ausgelassene Performance hin, die von der verruchten Stilikone bis zur nahbare Herzlichkeit ein Spektrum abdeckt, das keine Zurückhaltung kennt: praktisch jeder Song kommt mit neuen Outfits und Accessoires daher, setzt homogen individuelle Reize, holt ab.
Der smoothe Instant-Ohrwurm Coocool deutet eine Strip-Einlage an, für The Universe taucht die 50 Jahre in die Menge ein (umarmt, verschenkt Setlisten, macht Selfies,…) und zieht sich in You Knew rote Bänder unter dem Rock sowie der Bluse als weihevolle Gaben ans Publikum hervor. Sie spuckt im fast Techno-artig pumpenden Forever More Rosenblätter auf die Bühne, die vom textsicher feiernden Publikum begeistert aufgelesen werden, pumpt im Crazy Ants Reprise in den Club, züngelt für Can‘t Replicate die Kamera und knockt in Ramalama (Bang Bang) mit einem technisch unsauberen Box-Workout die Lichter aus, bevor der bisher unveröffentlichte Titelsong von Hit Parade als geheimer Smasher den Soundtrack für twerkende Tanzmoves und Liegestütze bietet. Eine Highlight-Szene jagt die nächste.
Die ehemalige Moloko-Sängerin ist ein Superstar der Szene ohne Ermüdungserscheinungen, sprüht vor Charme, Charisma, Energie und fesselnden Körperbewusstsein, strahlt Grandezza und Verführung aus, ist stimmlich und sowieso wirklich gut drauf, spult ihr Program mit einem fast atemlosen Enthusiasmus ab, hat wie das Publikum einfach verdammt viel Bock – und zudem mit dem jazzigen Sing it Back (während dem die Kamera für die Bühnenshow eingeht, was aber dem Unterhaltungswert der direkt in Murphy‘s Law übergehenden Sause praktisch keinen Abbruch tut) sowie einer Lounge-Variante von The Time is Now auch eine Handvoll unsterblicher, spannend dargebrachter Hits ihrer Prä-Solo-Zeit im Programm.
Das rund um das tolle aktuelle Album Hit Parade aufgebaute Set geht dabei mit smarter Lässigkeit in die Beine, zelebriert einen super Spannungsbogen, verfliegt förmlich und lässt zwei Stunden Spielzeit ohne jede Länge vorbeiziehen, weil die Songs durch die superbe Backingband mit so viel Groove und Funk organisch an der Hand nehmen, und abseits der coolen Tanzbarkeit auch mit emotionaler Tiefe aufzeigen: Róisín Murphy auf der Bühne ist einfach nochmal ein anderer, ikonischerer Level als auf Platte.
Eine halbe Stunde vor Mitternacht geht’s deswegen auch durch ein perfekt auf den Punkt gebrachtes Konzert mit Endorphinen vollgepumpt in den lauen Abend hinaus: die Irin spielt in ihrer eigenen Liga, das hat dieses vor Power strotzende Schaulaufen ziemlich eindrucksvoll – und einer überraschenden Herzlichkeit dazu) bewiesen.
Setlist:
Pure Pleasure Seeker
Dear Miami
Simulation
Overpowered
CooCool
The Universe
Crazy Ants Reprise
You Knew
The Time Is Now
Incapable
Something More
Let Me Know
Sing It Back
Murphy’s Law
Can’t Replicate
Ramalama (Bang Bang)Encore:
Forever More
Hit Parade
Pure Pleasure Seeker (Reprise)
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