Rob Zombie – The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy
Seit seinem von ihm bis heute unerreicht geblieben Solodebüt Hellbilly Deluxe ist die Diskografie von Rob Zombie eine Abwärtsspirale mit flachem Gefälle und sporadischen Lichtblicken. The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy gehört insofern überraschend zu letzterer Kategorie.
Die erste Platte von Zombie seit knapp fünf Jahren – und damit der längsten Plattenpause seit eineinhalb Jahrzehnten – kommt nicht nur insofern zu einem womöglich idealen Zeitpunkt, weil Marilyn Manson sich musikalisch zuletzt neu orientieren wollte (und eigentlich ja ganz andere Probleme hat), sondern, weil Robert Bartleh Cummings den Abstand zu seiner musikalischen Formel durchaus als Frischzellenkur umzusetzen versteht. Denn immer noch ist das ein Aufkochen des Signature Sounds mit allen Trademarks im Spannungsfeld aus Industrial Metal und Rock – die fetten Riffs knallen sich muskulöse elektronische Steroide hinein. Doch hält der 56 jährige die Zügel dabei diesmal eng wie lange nicht.
Verbunden durch zahlreiche knappe Interlude (von denen eigentlich nur das zentrale und längste Instrumental The Much Talked Of Metamorphosis als stimmungsvoll gemeintes Lagerfeuer-Geklampfe redundant ist, weil es alleine inmitten all dieser horrenden Texte freilich grotesk ist, so etwas wie Tiefe vorzugaukeln) ist The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy kohärent und kurzweilig, hat (trotz solch platter Anfälle wie dem billigen, mit seiner Pole-Stange in der Bar das Klischee feiernden Nomen-Est-Omen Shake Your Ass-Smoke Your Grass oder dem durch einen brachial-generisch bedienten Baukasten den Patchouli-Duft verdrängenden Get Loose) keine wirklichen Ausfälle zu begleichen, sondern liefert auf konstantem Niveau, wirkt inspirierter und ambitionierter, verpflichtet das Songwriting nicht nur der Ästhetik, sondern auch der Effektivität – und hat immer wieder nette kleine B-Movie Ideen parat, um an der Stange zu halten.
Durch The Triumph of King Freak (A Crypt of Preservation and Superstition) oder die Gaspedal-Lounge The Eternal Struggles Of The Howling Man sprinten etwas minimale Funk-Alibi-Tendenzen, das Outlaw-Heulen von The Ballad Of Sleazy Rider bringt Handclaps in die Scheune und Shadow of the Cemetery Man stampft eindimensional als Halloween-Party-Metal, lässt die Gitarren dafür aber wie kandierte Space Invaders düdeln, wohingegen Boom-Boom-Boom das Tempo düster zum Synth-Western mit 50s Reverb und psychedelisch angehauchtem Rockabilly-Blues-Kontur.
18th Century Cannibals, Excitable Morlocks and a One-Way Ticket on the Ghost Train ist eine Country-Groteske und das agressiv nach vorne kickende, superzwingende The Satanic Rites of Blacula einer der eingängigsten Semi-Hits hier: Nachhaltig bleibt abseits des Momentums halt nicht so viel hängen. Wenn der Closer Crow Killer Blues also wuchtige Sludge-Versatzstücke an altbackene Scratches pappt und durch mehr Heaviness halbherzig versucht einen übergeordneten Spannungsbogen vorzugaukeln, dann erreicht The Lunar Injection Kool Aid Eclipse Conspiracy nach 42 Minuten auch beinahe den Punkt der Übersättigung, hat bis dorthin aber eben auch über den Erwartungen unterhalten.
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