Rival Sons – Feral Roots
Ob Rival Sons nach dem Senkrechtstart von Greta Van Fleet ihre Retrorock-Felle wegschwimmen sehen haben? Egal – für Feral Roots steigern Sie sich nach dem etwas egaleren Vorgänger Hollow Bones wieder ein wenig.
Der subtile Aufwärtstrend am ohnedies niemals gravierend eingebrochenen Qualitätsbarometer bedingt übrigens keinen Millimeter Abkehr von der bisherigen Revival-Soundpalette in Kalifornien: Auch das sechste Studioalbum der Rival Sons speist sich aus 70s affinem Hard- und (diesmal wieder mehr) Bluesrock, der seine Grooves und Riffs immer wieder mit Chören ausstaffiert. Gerade die zweite Hälfte der Platte taucht tief in die weiblichen Backgroundgesänge ein: Wo beispielsweise der Hit Back in the Woods und Too Bad mit schiebendem Drive den Soul nur in den Texturen anteaseren, Gitarrist Scott Holiday von der Leine gelassen wird und seine Band dahinter erschöpfenderen Exzess anreißt, stackst Imperial Joy leger zum erhebenden Balsam, bevor der Closer Shooting Stars jedwede Zurückhaltung abstreift, in einem eindringlich geklatschten Gospel-Stück mit erratischen Tarantino-Westernflair gipfelt. Wie gut die Band die Balance zur niemals übersättigenden, griffigen Fülligkeit beherrscht, lässt sich hier eindrucksvoll nachhören.
Abseits davon – sowie einer allgemein unaufdringlich nach oben geschraubten Stadion-Kompatibilität – zelebrieren Rival Sons jedoch einmal mehr ihre typisch zwischen Led Zeppelin, der Erinnerung an Jack White, Deep Purple, Soundgarden und Paul Rodgers abgehangene Komfortzonen-Formel, die man längst so gewissenhaft wie zuverlässig verinnerlicht hat – mit fetten Riffs und wuchtig polternden Rhythmen röhren etwa gleich Do Your Worst und Sugar on the Bone nach oben offen zu eingängigen Refrains, die sich auch ohne feurige Leidenschaft kaum umständlich vom Klientel supporteter Bands wie Black Sabbath mitsingen lassen.
Trotz derart klarer assoziativer Verankerung transportieren Rival Sons dabei knapp ein Jahrzehnt nach ihrer Gründung weiterhin einen relativ eigenständigen, zumindest charakteristischeren Klang als etwaige Classic-Genre-Kollegen (und natürlich gerade Greta van Fleet) es tun: Ein halbwegs individueller Fingerabdruck ist stets erkennbar, was man Feral Roots gar nicht hoch genug anrechnen kann. Den Rest erledigen dann neben den technischen Fertigkeiten des Quartetts (gerade Drummer Mike Miley brilliert in der zweiten Reihe) die Songwriting-Skills wie im Vorbeigehen, sorgen für eine durchaus kurzweilige Bandbreite in der kompakten Dynamik aus kräftiger Physis und spirituellem Überbau, ein bisschen Laszivität und ein wenig Schmutz, halten die Dinge mit kleinen Nuancen interessant.
Die Einleitung von Look Away begibt sich hippiesk-psychedelisch auf der Fährte von Planet Caravan, während der grandiose Titelsong nicht nur als friedvoll in den Appalachen-Folk schweifende Akustik-Ballade beginnt, sondern sich danach auch konsequent immer weiter in eine sehnsüchtige Epik aufbaut: Ein Diskografie-Highlight! Stood by Me flirtete dagegen vage mit dem Funk der Vorgängerplatte und lüftet Feral Roots leichtgängig und unbeschwert, wo All Directions entspannt-verträumter jubiliert, sich beschwörend zum Himmel streckt. End of Forever hat dafür ein dringliches Highway-Feeling mit breiten Beinen und halben Alternative Rock-Ambitionen: Catchy wie alles von der Band, aber nicht ihre beste Seite – aus der übrigens weder explizit nach oben oder unten ausbrechenden Amplitude einer sehr ausgewogenen, rundum ordentlichen Platte.
Was Rival Sons ohne dezidierten Ausfall also einmal mehr fehlt, sind die Geniestreiche. Die herausragenden Momente, die das Quartett entweder in die Megaseller-Liga von Greta Van Fleet katapultieren, auf einen Level mit Kollegen wie Spidergawd heben würden – oder zumindest ein bisschen Evolution in der hauseigenen Epigonen-Nische bedingen würde.
Alles beim Alten also, alles gut. Weil all dies im so wertkonservativ wie pflichtbewusst stagnierenden Rival Sons-Kontext eben auch bedeutet, dass eine weitere überdurchschnittliche Platte aus der routinierten Qualitätsschmiede in Long Beach freilich auch kein Grund ist, zur Konkurrenz wechseln zu müssen.
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