Rise Against – The Black Market

von am 1. Juli 2014 in Album

Rise Against – The Black Market
The Black Market bietet elf neue, gnadenlos eingängige Schema-F-Punkrocker nebst einem wohldosierten Griff in den galligen Schmalztopf: Rise Against sind längst leicht auszurechnen – und enttäuschen pflichtbewusst und routiniert abliefernd gerade deswegen nicht.


Man weiß in nicht nur groben Umrissen seit Jahren ungehört was einen auf neuen Alben von Rise Against erwartet: eine durchaus willkommne Routine. Innovationen müssen entgegen andersartiger Lippenbekenntnise nun auch auf ‚The Black Market‘ mit der Lupe im Detailbereich gesucht werden – und finden sich wenn überhaupt in Texten, die Tim McIlrath diesmal auch in persönlichere, düsterer Ebenen dirigiert, sie bisweilen regelrecht zärtlicher intoniert: „Feels like I’m walking into the light“. Dass ihm die sozialkritischen Gewissensgebiete deutlich trittsicherer liegen: geschenkt. McIlrath den Trennstrich auch oft genug geschickt zwischen klaren Fronten zieht: „When it all comes down, can you say that you never gave up?“

In Wahrheit können es sich die Big Player aus Chicago natürlich auch gar nicht leisten sich großartig neu zu erfinden: Erfolg verpflichtet. Das passt aber alleine deswegen ein weitere Mal, weil niemand sonst politisch ambitionierte Punkrocksongs mit derartig eingängigen Hitappeal am Fließband liefert – vom Opener ‚The Great Die-Off‘ weggehend ist die anhaltende Treffsicherheit der Band das imposante, nicht die Wandelbarkeit das spannende. Jede Hook ist da ein Zug zur Hymne, jedes rasant angetriebene Riff ein Katalysator für die Arena, jeder Refrain ein potentieller Schlachtruf mit geballter Faust: „We want it all and we want it now!“.

Man darf die gehörige Portion Vorhersehbarkeit und Schablonenhaftigkeit durchaus mit Konstanz und Zuverlässigkeit aufwiegen, mag der Relevanzschatten von ‚The Sufferer & the Witness‘ auch weiterhin über allem liegen.
Zumal Rise Against schlau genug sind ihre Ohrwürmer versiert auszubalancieren; ein allzu cheesy im Poppunk watendes ‚Tragedy+Time‘ etwa durch Trademark-Bänke wie ‚I Don’t Want To Be Here Anymore‘ und ‚Bridges‘ in die Mangel zu nehmen (hört man die erste Hälfte der Songs kann – und will – man die zweite unmittelbar mitbrüllen) oder die obligatorische Ballade der Platte (‚People Live Here‘ wagt sich mit sülzigen Streichern gar zu weit in den dick auftragenden Kitsch) mit dem härtesten Hardcore-Auswuchs seit Jahren (‚The Eco-Terrorist In Me‘) zu kontakarieren – hat der Rückblick auf ‚Long Forgotten Songs‘ also doch vereinzelte Spuren hinterlassen.
Sicher: aufregender und begeisternder waren die Punkrocker zwar schon (auch, weil der eine oder andere Song wie etwa der großartig wehmütig rockende Titeltrack  zu bereitwillig in die Länge gezogen wird), die herausragenden Killertracks der Vorgänger dazu deutlicher unterstrichene Highlights – ein wirklich schlechter Song gelingt der Band jedoch auch diesmal nicht. Wer möchte kann deswegen auch guten Gewissens die Probe aufs Exempel wagen und ‚The Black Market‘ inmitten der restlichen Discographie random abspielen und zu jedem Zeitpunkt ein rundes Ganzes serviert bekommen. Rise Against halten den Standard der letzten Jahre. Nicht mehr, nicht weniger.

Print article

1 Trackback

Kommentieren

Bitte Pflichtfelder ausfüllen