Rippedd – Maybe in Another Life?

von am 17. Oktober 2023 in Album

Rippedd – Maybe in Another Life?

Rippedd, ein Ein-Mann-Shoegaze-Projekt aus Kiew, erweist sich durch das Debütalbum Maybe in Another Life? mit nur kurzem Anlauf als wahrer Musterschüler aus der ehrwürdigen Slowdive-Schule.

Zugegeben: Maybe in Another Life? wird nach nur 30 Minuten Spielzeit mit dem Gefühl entlassen, dass dem Album etwas fehlt; dass man es viel mehr mit einer Talentprobe, denn einem voll auformulierten, formvollendeten Werk zu tun hat.
Weniger, weil das zelebrierte Epigonentum in seiner die Einflüsse der klassischen Shoegaze-Hohheit explizit zeigenden Referenzlast keine falschen Fährten hinsichtlich der eklektischen Originalität legt, als vielmehr deswegen, weil die einzelnen Songs dazu tendieren, eher mäandernde Skizzen darzustellen, die in ihrer wunderbaren Sound-Ästhetik und Atmosphäre aufgehen, als restlos schlüssige, rundum zielführende Kopsitionen.

Aber wenn die Stärken von Rippedd dabei greifen, und das passiert über weite Strecken der Platte!, ja dann gerät Maybe in Another Life? zu einer einfach tollen Genre-Übung, die so viel Potential in Aussicht stellend schon jetzt betörend einnehmend absolut zu überzeugen weiß.
Gerade die introspektiver ausgerichteten Momente geraten famos. Die komplett entschleunigt am ambienten Postrock somnambul träumende Kontemplation Somewhere in the Past etwa. Das sehnsüchtige Schweifen von Spaceships, dessen sanfte Ader hinten raus mit dem Noise-Feedback flirtet. Die dagegen viel zu abrupt endende, erhaben-traurige Schönheit von Concept of Doubt oder das folkloristisch gezupfte, wie friedlicher Morgentau flimmernde Interlude Sleepover Shuttle, sowie die im zuletzt etwas stockenden Sequencing aufgehende Epilog-Phase aus der warm, weich und sanften Majestät Echo Turya sowie dem Klavier-dominierten Titelsong-Abspann. Kaum weniger grazil die The Cure-gotisch getragene Meeres-Stimmung des exemplarisch im Hall und Reverb verwaschenen, seine Melancholie über das dünn scheppernde LoFi-Schlagzeug ausbreitende Thoughts.

Aber auch jene Augenblicke, in denen die Dynamik stringenter angezogen wird, machen wenig falsch: wenn Serenity of Wind flott, luftig und leicht einen betont beschwingten Einstieg mit latentem Acoustic-Flair über den ätherischen Klangschleiern wählt, I’m Here regelrecht kraftvoll und wuchtig poppige Konturen über die elegisch-transzendentalen Flächen stülpt, oder das griffige I Forgot Your Name sich erst zwischen Haunted Youth und The Pains of Being Pure at Heart positioniert, nur um sich zur Mitte beinahe im Müßiggang elektronischer Sperenzchen aufzulösen.
Weltbewegend oder aufregend mag das alles dabei zwar zwar streng genommen nicht sein – aber schon jetzt auf eine so vertraute Weise zeitlos und vielversprechend zugleich, dass es etwas unheimlich befriedigendes hat. Da kann man ohne zögern aufrunden.

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