Ringo Starr – Look Up
Look Up unterstreichtbis zu einem gewissen Grad den Trend, dass jeder seinen Bissen vom Country-Kuchen haben will. Für Ringo Starr stellt sein erstes Studioalbum seit sechs Jahren allerdings auch eine Rückkehr in das Genre an.
Nachdem die Fab Four den Buck Owens-Song Act Naturally 1965 mit Ringo in der Hauptrolle für Help! angenommen und als B-Seite von Yesterday veröffentlicht hatten, schrieb Starr drei Jahre später Don’t Pass Me By für das Weiße Album und ging 1970 sogar konsequenterweise gar nach Nahville, um mit Pete Drake und einer Wagenladung an verdienten Session-Größen sein zweites Soloalbum Beaucoups of Blues ganz dem Country und Western zu verschreiben.
Look Up ist nun streng genommen eher im Americana zu verorten und setzt anstelle verschiedener Songwriter auf T Bone Burnett als zentrales Mastermind hinter dem Material, doch fühlt sich der einundzwanzigste Langspieler des Ex-Beatles dennoch wie eine Fortsetzung der damaligen Pilgerreise an.
Allerdings wie eine enttäuschende. Die Kompositionen kommen selten über grundsolide, leidlich inspirierte 08/15-Standards hinaus, während all die namhaften Gaststars (wie Billy Strings, Molly Tuttle, Alison Krauss oder Larkin Poe) als Statisten kaum mehr als deznt verschwendete Hintergrundverzierungen liefern dürfen.
In einer generellen Eingängigkeit, deren seichte Gefälligkeit niemals wirklich schlecht ist und niemandem weh tut, sind dennoch Amplituden nach oben und unten möglich, wie beispielsweise die drei William Apostol-Features zeigen: in Breathless ist sein Bluegrass-Spiel als reines Gimmick das Highlight der Nummer, während Never Let Me Go in seiner Belanglosigkeit so sehr Stangenware ist, dass es ein bisschen unerträglich wird, derweil sich das bluesige Rosetta (ähnlich wie übrigens auch das schwerfälliger gebremste Titelstück) zumindest bemüht, das Gewicht ein wenig markanter zu verlagern. Sehr okay ist auch der Umstand, wie You Want Some statt dem Roadhouse eine relaxte Lounge in der Kneipe bastelt.
Songs wie die sentimentale Rührseligkeit I Live for Your Love oder der zwanglos plätschernde Schunkler Can You Hear Me Call haben einen schönen Beatles-Vibe, sind in ihrer angenehmen Reibungslosigkeit aber auch schnell schlichtweg zu langweilig – wenngleich nicht derart auslaugend egal, wie das antiklimatische Finale der Platte mit String Theory und Thankful.
Was Look Up neben dem grundlegenden Ringo-Sympathie-Bonus aufwertet, sind dann neben den beiden heimlichen Highlights Time on My Hands (das angenehm zurückgenommen Gefühl zeigt) sowie (das mit Lucius-Harmonien gemütlich schippernde) Come Back ein generelles Flair der unangestrengten Leichtigkeit und Nonchalance. Zum Aufrunden zwischen den Punkten genügt das für den ehemaligen Crooked Boy diesmal aber bei aller Liebe (und einem ausnamsweise coolen Cover-Artwork) nicht.
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