Rile – Pessimist
(Abseits der Split mit End) schon lange nichts mehr von Cult Leader gehört! Mit dafür verantwortlich ist wohl auch Pessimist, das eine lange Vorlaufzeit bekommen habende Debütalbum von Rile.
Zwar betreibt Sam Richards Rile bereits seit über einer Dekade als Nebenprojekt, erst in jüngerer Zeit hat er die Band jedoch immer weiter dahin gerückt, auch zu seinem aktuell primären kreativen Ausdrucksmittel werden zu können. Eine Gewichtsverlagerung, die durchaus Potential freilegt.
Mit direkten Referenzen von Converge über Botch bis Trap Them ist es dennoch (oder gerade deswegen) jedoch weniger die originelle Herangehensweise an den aggressiv zündelnden Hard- und Mathcore, den Rile mit strenger, aber genau genommen wenig individueller oder origineller Hand im Chaos domestizieren, der das Interesse fesselt, sondern, wenn die emotionale Palette stilistische Kontraste erzeugt, während das große Ganzen eine feine Dramaturgie im übergeordneten Spannungsbogen entlang einer wohlüberlegten Architektur samt leidenschaftlicher Performance und giftigem Sound beschreibt.
Das in Schüben eskalierende Dead End ballert giftig keifend sein wirbelndes Riff in eine vom rhythmisch zwingenden Groove traktierte Nackenmuskulatur, die sich nur kurz während der Bridge lüften darf, bevor Climb Out nach dem relativ straighten Einstieg der Platte vertrackter, dissonanter und schräger schleppend agiert, sogar eine fast deathdoomige Attitüde zeigt, die eine tonnenschwere Abrissbirne auf den letzten Metern provoziert.
Hidden From Light flüstert danach aus der gespenstischen Atmosphäre wie eine sludgy Eve, bäumt sich dann auf, während Stone Tapes die Dinge mit Klargesang in im leicht psychedelischen Nebel einer ambienten Ballade noch weiter dort beruhigt, wo die ätherischen Träume von Jacob Bannon von melodischen Gaze-Motiven sinnieren, bevor das geduldige Half Love die Stellschrauben wieder mathlastiger angedreht konzentriert, und der Titeltrack den Kreis von Pessimist als (sehr) gute Epigonen-Talentprobe ohne essentielle Nachwirkung schließt. Das Gefühl einer ersten Aufwärmrunde wird auf nachfolgenden Veröffentlichungen damit wohl abgewetzt sein.
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