Right Away, Great Captain! – The Church Of The Good Thief
Manchester Orchestra Mastermind Andy Hull perfektioniert auf ‚The Church Of The Good Thief‚ das, woran er sich seit seinen ersten musikalischen Schritten als Jugendlicher versucht und, woran er über zwei Alben als Right Away, Great Captain! sorgfältig gefeilt hat.
An auf das wesentliche reduzierte Folksongs, die wunderschön und anmutig auf die Tränendrüse drücken. Der Indierock seiner Stammband ist weit weg, Right Away, Great Captain! wäre bereit, das Erbe von Connor Oberst und seinen Bright Eyes nicht nur wegen der stimmlichen Übereinstimmungen genau dort anzutreten, wo Bright Eyes noch keine Band, sondern introvertiertes Soloprojekt waren. Denn mag ‚The Church of the Good Thief‚ auch der Abschluss einer Trilogie sein, die in bedeutungsvollen Texten über einen Seefahrer im 17. Jahrhundert erzählt, der Verrat seitens seiner Frau und des eigenen Bruders erfahren muss, ist das letzte Right Away, Great Captain! Album hinter kryptischen Metaphern doch vor allem die schonungslose Katharsis für einen Andy Hull, der von Liebe und Hass, Tod und Vergeltung die Fährten klassischer Storyteller aufgespürt hat.
Wo Hull bei Manchester Orchestra seinen Songs zuletzt aber auch mal gerne mit Bombast und Streichern hantierte, fährt er als Right Away, Great Captain! das Instrumentarium wieder auf das Wesentliche zurück, seine markante Stimme trägt die Songs durch karg bestückte Landschaften aus Akustikgitarren – scheue Pianostriche und sporadisch erscheinende Schlagzeugtupfern bleiben Exoten. Tatsächlich gelingen Hull durch die minimalistischen Inszenierung dennoch mindestens ebenso viele überragende Momente wie es Manchester Orchestra zustande bringen, nur packt ‚The Church of the Good Thief‚ an den entscheidenden Stellennoch unmittelbarer und nahbarer, offenbart sich als unverhüllte Seelenschau und verrückt den Höhepunkt aus der Mitte der Trilogie klar auf den Schluß – stimmigere, packendere, schlichtweg bessere Songs hat Hull jedenfalls auf Albumlänge noch unter keinem seiner zahlreichen Projektbanner geschrieben.
‚The Church of the Goof Thief‚ zerfällt in seiner Homogenität dennochin zwei Hälften: Melancholisch und bedrückend sind beide, doch geradezu klaustrophobisch depressiv wird die Angelegenheit erst ab ‚Barely Bit Me‚, wenn kurzzeitig Strom durch die Gitarre fließt und Hull Right Away, Great Captain! wie den Appendix von Arbouretum klingen lässt. Ab diesem Zeitpunkt windet sich ‚The Church of the Good Thief‚ immer weiter in die Dunkelheit, ‚Memories From The End Pt. 2‚ ist letztendlich nur noch ein suizidales Folkgerüst übrig bleibt: „Redemption that’s freed the burden from me /Redemption so free discovering me“ Woher der leise Backgroundchor am Ende seine Hoffnung nimmt, kann in dieser Aussichtlosigkeit nur mit der lichteren ersten Albumhälfte zu tun haben. ‚Blame‚ eröffnet diese mit einer zum Himmel blickenden Melodie in greifbarer Nähe zum ersten Bon Iver-Album, ‚When I Met Death‚ findet irgendwie sogar Zuversichtlichkeit und Schwung.
Das nimmt Hull für die folgenden Nummer mit, wo er doch den gemächlich fließenden Fluß der Stille nur selten aufzupeitschen pflegt: ‚I Am Aware‚ ist vertonte Bedrückung und ‚Old Again‚ eigentlich gleich noch trauriger. Dass ‚Fur Stop Caring‚ sich demgegenüber öffnet passt, weil Hull für ‚I Wait For You‚ dann auch gleich das Schlagzeug entstaubt, damit sich der gemächlich trabende Countryfolksong nicht zu sehr in seiner Schönheit suhlt, sondern ‚The Church of the Good Thief‚ auf dem zugespitzten Höhepunkt auch teilt, eint und tröstend versorgt. So gelingt Hull zum Abschied doch das geschickteste, zwingendst-ungezwungendste und auch kompakteste Right Away, Great Captain! Album – eine in seinen emotionalsten Momenten geradezu unerträglich eindringliche Selbstreflektionen als abgründige Geschichtensammlung.
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